Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Sturnn

Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Vorwort

An dieser Geschichte habe ich eine ganze Weile gearbeitet, tatsächlich deutlich länger als ursprünglich gedacht. Auch die Geschichte ist insgesamt sehr viel ausführlicher geraten als dies eigentlich beabsichtigt war. Insoweit gilt mein besonderer Dank dem General für die Gedult und natürlich auch Ikamasa für's Korrekturlesen. Danke!
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Prolog
Sie hatte keine Ahnung wo sie war oder wie sie hier her gekommen war. Alles was sie wusste, war dass dies mit ziemlicher Sicherheit der letzte Ort in dieser Welt sein würde, den sie jemals sehen würde. Angesichts der Ungastlichkeit des Raumes in dem sie sich befand kein sehr erbaulicher Gedanke. Wobei „Raum“ bereits ein hochgradig beschönigender Begriff war. „Höhle“ wäre wohl angemessener gewesen. Die einzigen Zeugnisse von Technologie in dem Verlies mit den nackten Felswänden waren eine magnetisch verschlossene Drucktür die sich nur von außen öffnen ließ und ein einzelner Leuchtstreifen an der Decke, der ein klein wenig milchiges Licht spendete. Sie drehte sich auf auf der dünnen Matratze, die ihr als Lager diente auf die Seite. Der Schmerz in ihren Gliedern ließ sie leise aufstöhnen. Ihre Kerkermeister, Soldaten der Breen, hatten sich als zurückhaltende Bewacher erwiesen. Sicher, sie gaben ihr nur wenig zu Essen, sodass Sie fürchtete früher oder später an Entkräftung zu sterben, und ließen Sie niemals aus diesem Loch heraus, aber zumindest beschränkten sich die Verhöre auf immer die gleichen, monoton gestellte Fragen. Ein Gefallen, den die cardassianischen Verhörspezialisten, die hier gelegentlich aufkreuzten, ihr nicht gewährten. Sie hatten sie geschlagen, unter Drogen gesetzt und versucht sie mit Psychospielchen zu brechen. Ihr einziger Triumph war, dass sie ihnen bislang erfolgreich widerstanden hatte. Zumindest so weit sie wusste und ihr klar war. Teile ihrer Erinnerungen lagen immer noch unter einem nebelhaften Schleier. Möglicherweise hatten ihre Peiniger inzwischen auch verstanden, dass sie keine Geheimnisse preisgeben würde, denn in letzter Zeit waren die Besuche der Cardassianer und auch der Breen immer seltener geworden. Abgesehen natürlich von dem einen immer gleichen schweigsamen Soldaten, der ihr in unregelmäßigen Abständen den Blechnapf mit ihrem Essen in die Zelle stellte und den Eimer für die Notdurft austauschte. Vielleicht waren es aber auch immer wieder verschiedene Breen. Mit ihren Kälteanzügen sahen sie ohnehin ziemlich identisch aus. Identisch, das war überhaupt das Wort der Stunde. Es gab keinen Tag und keine Nacht in ihrem Kerker, kein Hell und kein Dunkel, nichts woraus sich ein Tagesablauf hätte ableiten oder konstruieren lassen. Ihr blieb nichts anderes zu tun als den gedämpften Geräuschen des Gefängnisses zu lauschen, so eintönig es auch war. Dem vagen Rauschen der Ventilatoren. Den leisen Luftzügen. Den regelmäßigen Schritten schwerer Militärstiefel auf dem Stahldeck des Ganges vor ihrer Tür, wenn die Wärter Patrouille gingen. Dem gedämpften Klang von Waffenfeuer in der Ferne. Dem Brummen der Generatoren.
Moment mal, Waffenfeuer?
Mühselig richtete sie sich ein wenig auf, was sofort mit einer Welle neuer Schmerzen belohnt wurde. Sie ignorierte es und konzentrierte sich auf ihr Gehör. Ja, da war definitiv ein Gefecht im Gange. Sie konnte das Bellen der Waffen der Breen vernehmen, immer wieder unterbrochen vom hochenergetischen Kreischen von etwas, das ihre kampferprobten Sinne als Disruptorfeuer erkannten. Eine Explosion irgendwo in der Nähe ließ den Felsboden unter ihr erbeben und sendete neue Pein durch ihren gebrochenen Körper. Es war ihr egal, ihre ganze Aufmerksamkeit galt nur noch dem sich entwickelnden Kampf und seiner ganz eigenen akustischen Kulisse der sich immer weiter ihrer Zelle näherte. Weitere Detonationen folgten. Und dann konnte sie aus der Kakophonie ganz deutlich die charakteristische Energieentladung eines Phasers heraushören. Dann noch einmal. Und noch einmal. Zum allerersten mal, seit ihr ein Offizier der Breen eröffnet hatte, dass sie in Ihrer Position und Funktion durch einen Formwandler ersetzt worden war, wagte General Ihoor Shuta Hoffnung aufkeimen zu lassen.
Sie konnte auf dem Korridor die elektronisch gefilterten Stimmen der Breen-Wächter vernehmen. Befehle wurden in einer Sprache gegeben, die sie nicht verstand, während der Lärm des Kampfes immer näher rückte. Granaten wurden geworfen und detonierten mit lautem Knall, gepanzerte Körper fielen vernehmlich krachend auf den Boden. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie das Gefecht bereits verfolgt hatte, als sich krachend die Drucktür zu der Höhle öffnete. Gleißend helles Licht flutete vom Gang herein und blendete sie, nichts dämpfte mehr den ohrenbetäubenden Lärm der andauernden nahen Kämpfe. Reflexartig hob sie die Hand um Ihre Augen vor der Helligkeit abzuschirmen, Es dauerte einige Sekunden bis sich ihre Netzhaut an das Licht zu gewöhnen begann und sie die dunkle Silhouette einer Gestalt in schwerer Rüstung erkennen konnte, die in der Mitte ihrer kleinen Zelle stand. Einer dunklen Gestalt in schwerer Rüstung, die ein Strahlengewehr in Anschlag hielt.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Drei Wochen zuvor
Die roten Doppeltüren öffneten sich mit dem Geräusch irgendwo entweichender Luft und Lieutenant Commander Darai Lakaar betrat das Operationszentrum von Sternbasis 257. Obgleich sie schon mehrfach hier gewesen war, beeindruckte sie die schiere Größe und Geschäftigkeit des hallenartigen Kommandozentrums immer wieder. Dort wo Raumschiffe ihren Hauptschirm hatten gönnte sich die Raumstation derer gleich drei. Auch die Atmosphäre war anders, befand sie. Auf den verhältnismäßig kleinen Brücken der Raumschiffe, auf deinen sie bisher ihren Dienst versehen hatte saßen oder standen die Offiziere notgedrungen mehr oder minder schweigend an ihren Stationen. Jedes Wort das gesprochen wurde konnte im Prinzip auf der gesamten Brücke gehört werden. Nicht so hier. Abgesehen davon, dass die Gefahr dass jedes Gespräch mitgehört werden würde in dem Kommandozentrum mit seinen auf drei Ebenen verteilten Arbeitsstationen eher vernachlässigbar war, sorgte schon die Art des Betriebes einer Sternbasis für andere Verfahrensweisen. Junioroffiziere und Kuriere bewegten sich zwischen den Stationen und transportierten Padds und Datenträger zwischen ihnen, Offiziere standen in Grüppchen zusammen und diskutierten leise über Berichte, Pläne und wahrscheinlich auch den neuesten Stationsklatsch.
Sie ließ ihren Blick suchend über die höher gelegene Kommandoebene wandern. Die Blicke die ihr begegneten waren teils wohlwollend, oft gleichgültig und einige offen feindselig. Meistens von Brückenoffizieren, die in die erdbraune Uniform der bajoranischen Miliz gekleidet waren. Ihr war klar, dass die Missgunst nicht sie persönlich traf, sondern einfach der Tatsache geschuldet war, dass sie Cardassianerin war. Die Zeit heilt eben doch nicht alle Wunden. Jedenfalls nicht so schnell, sinnierte sie und wünschte sich auf die Brücke der Trafalgar zurück. Dabei war es jenen, die ihr diese Blicke zuwarfen ziemlich gleichgültig, dass sie Cardassia Prime in ihrem Leben noch niemals auch nur aus der Nähe gesehen hatte. Geboren auf einem Planeten mit einer gemischten Kolonie irgendwo im interstellaren Niemandsland zwischen den Grenzen der Föderation und der Cardassianischen Union, welches der Domionkrieg hinterlassen hatte, war sie frei von den Werten und Vorstellungen der Hauptwelt großgezogen worden. Die Siedler der Kolonie waren größtenteils Cardassianier und Menschen gewesen, aber auch Angehörige anderer, grenznaher Spezies siedelten dort, lediglich an Bajoranier konnte sie sich nicht erinnern. Ihre Eltern hatten das REgiment des Militärs nie befürwortet und waren noch vor dem Dominionkrieg auf diesen namenlosen Planeten geflohen. Aufgewachsen ohne den cardassianischen Größenwahnkomplex hatte sie nie die Missbilligung verstanden, die andere ihr oftmals entgegengebrachten. Arroganz war schließlich nicht genetisch vererbbar. Ihre Eltern ertrugen dies stets mit stoischem Axelzucken. „Wir sind eben Cardassianer“, pflegten sie zu sagen. Überhaupt blieb die Cardassianische Gemeinde der Kolonie meist unter sich. Lakaar war dies nie genug gewesen, seit ihrer frühen Jugend hatte sie stets davon geträumt aus ihrem engen Zuhause zu entfliehen. Die Sternenflotte schien ihr die beste Möglichkeit dazu und zu ihrer großen Freude wurde sie tatsächlich auch von der Akademie aufgenommen, die seit wenigen Jahren auch Angehörige ihrer Spezies in ihren Reihen aufnahm. Die Professoren auf der Akademie bewiesen sich als unvoreingenommen, für die Kadetten die sie nicht akzeptieren wollten hatte sie stets nur Verachtung übrig. Lakaar arbeitete hart und konnte zu Ende ihrer Ausbildung einen vorbildlichen Abschluss vorweisen. Hier geriet ihre Karriere zum ersten mal ins Stocken als sie auf ihren ersten Einsätzen erkennen musste, dass nicht alle Kommandanten und Offiziere eine derart neutrale Einstellung hatten. Vor allem Jene, welche die Dominionkriege noch aktiv erlebt hatten, versuchten beständig ihr das Leben schwer zu machen und hielten auch nie mit ihrer Meinung hinter dem Berg dass ihresgleichen in der Sternenflotte nichts verloren hätten. Bis sie bei einer Zwischenlandung auf Calvis Cave, einer zivilen Raumstaton, die Bekanntschaft von Commander Tharen machte. Dieser führte mit seiner Crew gerade eine technische Inspektion der Station durch und zufällig konnte sie mehrmals ihre Fähigkeiten als Sicherheitsoffizier einbringen um einige seiner Leute vor dem „Verschwinden“ zu retten, wenn sie an den falschen Stellen des Schrotthaufens von Raumstation zu suchen begannen. Dem Commander war das Verhalten ihrer Kameraden nicht entgangen und so bot er ihr nach Ende seiner Inspektion die taktische Station der USS Trafalgar an, was sie gerne annahm. Auch dort hatte sie zu Anfang keinen leichten Stand aber der Commander beurteilte sie stets nur nach ihrer Leistung und mit der Zeit gewann sie Stück für Stück zu erst das Vertrauen und den Respekt ihrer Sicherheitsabteilung und schlussendlich der gesamten Crew. Ihre Leistungen hatten ihr sogar eine Teilnahme an der elitären MACO-Ausbildung ermöglicht, nach deren Ende sie auf die Trafalgar zurückgekehrt war.
Der Gedanke an ihren Schiffskommandanten erinnerte sie daran weshalb sie überhaupt hier war und holte sie zurück ins Hier und Jetzt. Auf der Kommandoebene konnte sie einige der Senioroffiziere der Station erkennen, Captain Tharen, inzwischen Kommandant der Sternbasis und Captain der USS Trafalgar allerdings war nicht unter ihnen.
Wen sie jedoch erkennen konnte war Ensign Walpole, der Yeoman des Captains während der Alpha-Schicht der auf der unteren Ebene der Station betont lässig an einer Konsole lehnte und ganz offensichtlich mit dem jungen Ensign dahinter flirtete. Wenn jemand wusste, wo der Captain war, dann er. Entschlossen lenkte sie ihre Schritte in seine Richtung. Er sah sie schon auf halbem Weg, warf der blonden Kontrolloffizierin einen anzüglichen Blick zu, fischte sein Padd von der Konsole und kam Lakaar entgegen.
„Willkommen an Bord, Lieutenant Commander, der Captain erwartet sie bereits. Bitte folgen Sie mir“. Er nahm Kurs auf seine Station neben der Tür zum Büro des Captains. „Können Sie mir eigentlich sagen was hier los ist? Aktivierte Verzerrungsfelder um den Raum, der Befehl die Besprechung nicht zu stören, sobald Sie drin sind es sei denn, ich zitiere „Die Station zerfällt in ihre Einzelteile oder läuft Gefahr in die Luft zu fliegen“ - irgendwas ist doch im Busch, Commander“.
Lakaar schüttelte den Kopf „Ich weiß es auch nicht, Ensign“. Aber im Gegensatz zu dir werde ich es bald wissen. Wie alle Cardassianer liebte Lakaar Geheimnisse.
Walpole hob resignierend die Schulter. „Wenn Sie's sagen, Commander“. Er betätigte die Sprechtaste am Intercom seiner Station. „Sir, Lieutenent Commander Lakaar ist eingetroffen“.
Tharens Stimme klang aus dem Lautsprecher irgendwie dumpf. „Schicken Sie sie rein, Ensign“. Der Kanal schloss sich mit einem Knacken bevor Walpole den Befehl bestätigen konnte. Er deutete mit dem Kopf auf die Tür. „Sie haben's gehört“.
„Danke Ensign“ Lakaar zog ihre Uniform gerade, umfasste das Padd in ihrer Hand etwas fester und betrat den Bereitschaftsraum des Captains.

Überrascht siestellte fest, dass außer Tharen noch Commander Ikamasa, der vulkanische taktische Offizier und Sicherheitschef, sowie der erste Offizier der Basis, Captain Scott anwesend war, sonst niemand. Tharen und Ikamasa hatten bereits Platz genommen, der Kommandant thronte hinter seinem Schreibtisch während Ikamasa mit annähernd stoischer Ruhe auf einem Besucherstuhl Platz genommen hatte. Scott lehnte mit verschränkten Armen in einer Ecke des Raumes. Irgendwie schien drohendes Unheil fast greifbar zu sein. Lakaar hatte erwartet nur den Captain vorzufinden, dass aber auch der Sicherheitschef und Erster Offizier involviert war weckte Ihre Neugierde. Was sie aber noch bedenklicher fand war die Tatsache, dass man offensichtlich General Ihoor Shuta von der Besprechung ausgeschlossen hatte. Interessant. In ihren Überlegungen versunken wurde ihr gewahr dass alle anwesenden sie erwartungsvoll mit düsteren Minen anblickten. Instinktiv nahm sie Haltung an.
„Sir, Captain, Commander“. Sie nickte allen Anwesenden zu.
„Schön dass Sie es einrichten konnten. Bitte, nehmen Sie Platz“. Der Captain wies auf den noch freien Stuhl ihm gegenüber. Als ob ich eine Wahl gehabt hätte, überlegte Lakaar während Sie sich setzte.
„Also, was haben Sie für uns?“. Der Andorianer lehnte sich gespannt vor. Sein Gesicht zeigte gleichmütige Zurückhaltung während sich die Antennen auf seinem Kopf hingegen neugierig aufrichteten. Lakaar hatte, als gute Beobachterin die sie als Cardassianerin nun einmal war – Kein Grund sein genetisches Erbe herabzuwürdigen - in den Jahren, die sie nun schon unter Tharen diente gelernt auf diese subtile Art der Körpersprache zu achten. Es war für einen Andorianer sehr viel einfacher seine Mimik und Gestik zu beherrschen als die Bewegungen seiner Fühler. Dies erforderte stets höchste Konzentration. Tharen für seinen Teil versuchte es meistens nicht einmal.
Sie rutschte ungemütlich auf ihrem Stuhl herum und legte das Padd auf Tharens Schreibtisch. „Sir, ich habe die Daten und Koordinaten die Sie mir gegeben haben überprüft und begutachtet, aber...“ sie machte eine Pause und warf den anderen Anwesenden einen nervösen Seitenblick zu. „Sir, um was geht es hier eigentlich?“
Tharen lehnte sich zurück. „Das müssen Sie nicht wissen“.
„Doch, Sir, muss ich“.
Der Captain zog verärgert die Augenbrauen zusammen, blieb aber äußerlich ruhig während ihr ein kurzer Seitenblick eröffnete dass sich Scott von der Wand gelöst hatte. Nur der vulkanische Sicherheitsoffizier machte weiterhin einen beinahe unbeteiligten Eindruck.
„Sir, Sie haben mir einen Datensatz gegeben mit der Bitte ihn mit unseren Sternkarten und unserer Datenbank abzugleichen und zu analysieren, aber das kann ich nicht so lange ich nicht weiß wonach ich eigentlich suche“, erklärte sie in die drohende Pause hinein.
Die Sekunden schienen sich endlos zu ziehen, dann warf der Captain seinem taktischen Offizier einen fragenden Blick zu, den dieser mit einem fast unmerklichen Nicken beantwortete. Tharen seufzte resignierend und entspannte Gesicht und Antennen.
„Also gut. Aber nur damit wir uns verstehen, alles was sie jetzt erfahren ist absolut Top Secret und für niemanden, ich wiederhole, absolut niemanden außerhalb dieses Raumes bestimmt, verstanden?“
Lakaar nickte nur stumm. Jetzt wird's interessant.
„Ausgezeichnet. Vor einigen Wochen beschädigte die USS Sarek unter Commander Ikamasa hier ein Schiff der Breen, das an einem Störangriff auf die Station beteiligt war. Es gelang der Crew der Sarek den Kreuzer zu entern und zu sichern, die Besatzung wurde hier auf 257 in Gewahrsam genommen. Unter den festgesetzten Personen befanden sich auch einige Cardassianer, die als Offiziere auf dem Schiff dienten, allesamt vom Wahren Weg. Einer von ihnen war bereit für gewisse Gegenleistungen sein Wissen mit uns zu teilen. Von ihm erfuhren wir, dass der General durch einen Formwandler ersetzt worden war. Wir wissen nicht genau wie lange schon. Der Gründer befindet sich hier auf der Basis im Isolationszellenblock eingesperrt. Nach allem was wir herausfinden konnten ist General Ihoor noch am Leben und wird auf einer Anlage im Zaria-System gefangen gehalten. Diese Station ist Gegenstand der Dateien, die ich Ihnen zur Analyse vorgelegt habe. Und bevor sie Fragen: Sie stammen vom Geheimdienst der Romulanischen Republik“.
Alle Puzzleteile fielen für Lakaar an ihren Platz. Der seltsame Quarantänealarm drei Wochen zuvor, der im Nachhinein nie erläutert oder kommentiert worden war, das längerfristige Fehlen von General Ihoor, die sich offiziell „zwecks Konsultationen“ auf Bajor aufhielt. Die Verlegung einiger als gefährlich geltender Verbrecher in die Brig der Trafalgar, all das ergab plötzlich einen Sinn. In diesem neuen Kontext erschienen nun auch ihre Befehle deutlich sinnhaftiger.
„Also, Lieutenant Commander, was haben Sie herausgefunden?“. Der andorianische Captain lehnte sich wieder Aufmerksam vor. Lakaar erhob sich, löste einen grünen Datenchip aus dem mitgebrachten Padd und reichte ihn Tharen. „Würden Sie, Sir?“.
Der Captain nahm den Speicherchip entgegen und führte ihn in den Leseschlitz seines Schreibtisches ein. Projeziert von in der Tischplatte verborgenen Holoemittern entstand das halbtransparente dreidimensionale Abbild eines Sternensystems über dem Tisch.
„Das meine Herren“, beschrieb die junge Cardassianerin mit einer ausladenden Geste, „ist das Zaria-System. Wie Sie selbst erkennen können, besteht es im Prinzip nur aus Asteroiden und Planetentrümmern. Wir gehen davon aus, dass die wenigen Himmelskörper in diesem System vor Jahrtausenden bei einer Planetenkollission zerstört wurden, aber ich will Sie nicht mit geologischen Details langweilen. Halten wir einfach fest, dass das was übrig geblieben ist ein gigantischer Teppich mit planetaren Überresten ist. Die einzelnen Bruchstücke enthalten Mineralien und Erze in verschiedenen Kombinationen und Konzentrationen, alles was Sie sich vorstellen können. Um nur ein paar Beispiele zu nennen, Dilithium, Trilithium, Eisen, Uran, Barium, Molybdän und weitere. Die Liste ist lang. Jedenfalls ist es für unsere Scanner aufgrund dieser Gegebenheiten in Kombination mit der daraus entstehenden Strahlung unmöglich das System detailliert zu scannen und zwar weder im Langstrecken- noch im Kurzstreckenbereich. Im Grunde perfekt, wenn man etwas verstecken möchte. Die Breen und vor ihnen bereits die Deferi in geringerem Umfang unterhalten mehrere Minenoperationen in dem Trümmerfeld, die größte davon hier“.
Auf ihr Kommando hin zoomte die Ansicht auf ein großes Bruchstück in das offenbar eine Raumstation hinein gebaut worden war.
„Sie wurde und wird hauptsächlich mit Deferi-Sklaven betrieben. Die Anlage ist uns seit Längerem bekannt und die Sternenflotte hat die Station bereits erfolgreich eingenommen – zwei mal. Nachdem sich das Sternenflottenkommando aber in beiden Fällen gegen eine dauerhafte Besatzung ausgesprochen hat, wurde die Mine jedes mal nach unserem Abzug wieder in Betrieb genommen“.
Lakaar registrierte dass Tharen frustriert die Augen rollte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen welchen Vorschlag er dem Sternenflottenkommando gemacht hatte.
„Aus den nun gelieferten Daten geht hervor, dass sich innerhalb dieses Systems, nur wenige tausend Kilometer von der größeren Station entfernt eine weitere, weitaus kleinere und unauffälligere Station befindet“.
Die Ansicht richtete sich auf einen kleineren Felsbrocken der im All trieb.
„Die Station ist komplett in den Fels gebaut, es gibt eine Art höhlenartigen Raumhafen der durch dieses Tor hier verschlossen wird, darüber hinaus sind, so weit wir das beurteilen können, keine oberirdischen Anlagen vorhanden. In dem Gestein gibt es eine ganz ungewöhnliche Mischung aus seltenen Mineralien die auch hier einen Scan unterbinden. Die Versorgung dieses Außenpostens erfolgt ohne nennenswerte Mühen von der großen Mine aus, sodass keine eigenen Versorgungsschiffe welche verfolgt werden könnten die Basis anlaufen müssen. Alles in Allem sehr clever gelöst“.
Lakaar wusste dass sie anerkennend klang und machte auch keinen Hehl daraus. Einen Feind zu unterschätzen war noch nie klug gewesen.
„Und Sie gehen glauben, dass der General dort eingesperrt wurde?“
Lakaar hatte gar nicht bemerkt dass Scott während ihres Vortrages hinter sie getreten war. Sie nickte. „Ja, davon gehe ich aus. Zum einen behaupten das anscheinend ihre Quellen, sonst hätte der Captain mich wohl kaum auf dieses Objekt angesetzt, zum Anderen kann ich mir kaum einen geeigneteren Ort vorstellen. Wenn dort etwas ist, ist es so gut versteckt dass wir es bisher nicht gefunden haben“.
„Was wissen wir alles über diese Basis? Wie gut sind die Informationen“, mischte sich Ikamasa in die Diskussion ein.
„Überraschend gut“, antwortete Lakaar und gab einige Kommandos auf dem Eingabefeld des Schreibtisches ein, worauf hin die Darstellung des Hologramms regelmäßig zwischen Texten und Darstellungen des Inneren der Asteroidenbasis wechselte.
„Ich bin lange genug dabei um gute Geheimdienstarbeit zu erkennen, wenn ich sie sehe, und das hier ist verdammt gute Arbeit. Wir haben exakte Deckpläne, Patrouillenrouten.... Wer immer diese Informationen beschafft hat war tief drinnen, ganz tief drinnen“. Sie bemerkte, das Tharen und Ikamasa einen schnellen Blick wechselten. „Das einzige was wir nicht haben ist der exakte Aufenthaltsort des Generals und ein Belegungsplan, ansonsten ist eigentlich alles da“.
Tharen nickte dankend. „In Ordnung, danke Lakaar“
Sie setzte sich wieder und für einige Sekunden herrschte wieder Schweigen im Raum während alle anwesenden Offiziere nachdenklich das Hologramm der Asteroidenbasis betrachteten.
„Wie machen wir's?“, ergriff Tharen das Wort ohne seinen Blick von dem vor ihm schwebenden Bild zu nehmen.
Scott zuckte die Schultern. „Ich nehme nicht an dass wir einfach hinfliegen und den General rausbeamen können?“
Lakaar schüttelte entschieden den Kopf. „Bei allem Respekt, Captain, aber denke wer so klug war so etwas zu konstruieren, dürfte wahrscheinlich auch schlau genug gewesen sein Dämpfungsfelder zu integrieren. Möglicherweise macht die Zusammensetzung des Gesteins eine Mustererfassung bereits unmöglich“.
„Ist was dran“, gab Scott zu und kratzte sich nachdenklich am Kinn.
„Haben Sie denn eine Idee, wie wir eine Rettungsaktion gestalten sollten, Lieutenant Commander?“ Ikamasas Stimme hatte einen deutlich ironischen Unterton angenommen.
„Habe ich allerdings, Commander“. Sie deutete auf das kreisrunde, einer Irisblende ähnelnde Raumtor. „Hier durch. Mit gepanzerten Entershuttles“.
Ikamasa fixierte sie mit seinen Augen. „Und wie wollen Sie die Tore öffnen? Die Breen werden kaum auf ein Anklopfen reagieren“.
Lakaar hielt dem Blick stand. „Raumladungen, Sir. Abgefeuert von den Shuttles“.
Der dunkelhäutige Vulkanier beendete das Blickduell und wandte sich Tharen zu. „Ich halte das für keinen guten Plan Captain. Er ist zu gewagt“.
„Was schlagen Sie dann vor, Commander?“ Tharens Augenbrauen hoben sich fragend, seine Antennen imitierten die Bewegung.
„Wir suchen uns einen Punkt der nicht durch das Dämpfungsfeld abgedeckt wird und setzten dort ein Kommandoteam aus, das sich zu den Zellen vorarbeitet. Gibt es einen solchen Ort nicht, sprengen wir mit den Phasern genug von der Felskruste weg um uns selbst einen blinden Fleck zu schaffen. Oder wir versuchen die Energieversorgung lahmzulegen, das würde das Dämpfungsfeld ebenso abschalten. Zu guter Letzt hätten wir die Möglichkeit das Dämpfungsfeld mit Deflektorimpulsen zusammenbrechen zu lassen“.
„Das geht nicht, Sir. Das dauert zu lange!“
Die Cardassianerin spürte, dass drei Blicke auf ihr ruhten.
„Erläutern Sie das bitte, Lakaar“, forderte Tharen
„Sir wir wissen, dass die Breen Soldaten durch und durch sind. Sie werden also mit Sicherheit einen Plan für ein Angriffsszenario haben. Im Falle der Verwahrung hochklassiger Gefangener dürfte bei einem Angriff die Direktive gelten diese schnellstmöglich zu exekutieren anstatt ihre Befreiung zu riskieren“. Scott und Tharen nickten zustimmend.
„Wir kennen die genaue Frequenz ihres Dämpfungsfeldes nicht, die richtige Modulation für den Deflektorimpuls würde Zeit kosten die wir in dieser Situation nicht haben. Gleiches würde gelten wenn wir ein Einsatzkommando in den äußeren Bereichen absetzen oder uns mit Phasern durch die Gesteinskruste schneiden.“.
„Einverstanden“. Tharen nickte erneut. „Aber gleiches gilt auch für Ihren Plan, Lieutenant Commander“.
„Bedingt, Captain. Bei meinem Vorschlag gäbe es lediglich die schnelle Annäherung einiger Shuttles, einen Knall bei der Sprengung des Tores, dann wären unsere Truppen auch schon drin. Die Breen wüssten gar nicht wie ihnen geschieht“. Sie richtete sich in Ihrem Stuhl auf. „Sehen Sie, Sir, es ist doch so: Lassen wir dem Feind Zeit nachzudenken, wird er zu dem Schluss kommen dass ihn ein überlegener Gegner angreift und die Gefangenen befreien möchte. Also wird er sie beseitigen lassen. Kommt der Schlag aber schnell und unerwartet, wenn man ihnen keine Zeit gibt die Situation zu erfassen, gibt es nur einen instinktiven Impuls: „Verteidige dich!“. Das gilt für die Breen ebenso wie für jede andere Spezies“.
„Nicht schlecht, Lakaar“, grinste Tharen. „Lernt man sowas in der MACO-Ausbildung?“
„Ja, Sir. Ich denke mit der richtigen Ausrüstung und den richtigen Einheiten von der Sternenflotte hätte solch ein Plan eine gute Erfolgsaussicht“.
Schweigen erfüllte das Büro schlagartig. Habe ich etwas falsches gesagt?
„Das Sternenflottenkommando weiß nichts von dieser ganzen Sache. Wir haben keine Ahnung wie weit eine mögliche Infiltrierung durch die Gründer reicht“, eröffnete Tharen mit leiser, fast bedauernder Stimme.
„Es gäbe noch ein anderes Problem zu lösen, Captain“, nahm Ikamasa das Thema wieder auf. „Jeder dieser Vorschläge würde voraussetzen dass wir irgendwie unbemerkt an die Basis herankommen. Wir müssen davon ausgehen, dass zumindest die Hauptanlage eine große Bandbreite von Frühwarnsensoren hat“.
„Anzunehmen“, stimmte Scott zu.
„Wir könnten einen Ablenkungsangriff auf die Mine starten“, Tharen blickte sinnierend auf die Sternkarte. „Um die dort festgehaltenen Deferi zu befreien. Mal wieder“.
„Das könnte nicht genug sein, Captain“, gab Ikamasa zu Bedenken“. Das Gefängnis könnte eigene Sensoren haben, die erkennen würden wenn sich ein Schiff ihnen nähert“.
„Nicht wenn es getarnt ist“, konterte Scott.
„Unsere Schiffe der Defiant-Klasse sind nicht groß genug um ein Enterkommando in ausreichender Stärke aufnehmen zu können“, hielt der Vulkanier dagegen. „Und größere haben wir nicht“.
„Nein, haben wir nicht“, bestätigte Tharen. Ein fieses Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Aber wir kennen jemanden, der welche hat, nicht wahr?“
Darai glaubte einen ganz leicht verzweifelten Bitte-nicht-Ausdruck auf dem sonst unbewegten Gesicht des Vulkaniers erkennen zu können. Der Captain schien die Situation auszukosten, dann entschied er dass es Zeit war Ikamasa vom Haken zu lassen.
„Keine Sorge, diesmal spreche ich mit unseren Freunden von der Romulanischen Republik“.
Wirkte der Vulkanier etwa erleichtert? Oder aber, befand Lakaar, vielleicht hatte sie sich das alles auch nur eingebildet. Außer ihr und möglicherweise dem Captain schien jedenfalls niemand sonst etwas wahrgenommen zu haben.
„Gut, dann hätten wir das alles ja geklärt. Wir verfolgen den Vorschlag von Lieutenant Commander Lakaar weiter. Commander Ikamasa, brauchen Sie Ihre Befehle wieder schriftlich?“ Tharens Stimme triefte bei dieser Frage geradezu vor Sarkasmus. Noch so eine Sache von der ich nichts mitbekommen habe?, fragte sich Cardassianerin.
Der vulkanische Sicherheitsoffizier schien kurz darüber nachzudenken, dann schüttelte er den Kopf. „Nein Sir, dieses mal nicht“.Er machte eine Pause. „Sir, was führt Sie zu der Annahme dass sich das Schiff des Botschafters in der Nähe der Station aufhält? Immerhin ist es schon ein paar Wochen her dass er das letzte mal hier war“.
Der Andorianer lachte humorlos. „Nur so eine begründete Ahnung. Das wäre dann alles. Wegtreten“. Die Besprechung war damit beendet.
Lakaar erhob sich mit den anderen Offizieren und kehrte in das Kommandozentrum der Sternbasis zurück. Umgehend bemerkte sie wieder hasserfüllte Blicke auf sich ruhen. Ungebildete Bauernschnösel, ätzte ihre innere Stimme. Naja, vielleicht war Arroganz ja doch genetisch vererbbar, konterte ihr Gewissen.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Hätte Tharen diesen Gedanken hören können, er hätte ihn mit ziemlicher Sicherheit vorbehaltlos unterschrieben. Wie er bereits vorher gesagt hatte, dauerte es keinen Standardtag nachdem die Anfrage auf ein Treffen an die Botschaft auf Neu Romulus übermittelt worden war, als sich die R. R. W. Devoras, das gigantische, raubvogelhafte Flaggschiff Vizeadmiral Varoks, des romulanischen Botschafters auf Bajor, Sternbasis 257 näherte.
Er hätte ja auch einfach ein kleineres Schiff benutzen können, tobte der Andorianier innerlich, während er sich seinen Weg zu den äußeren Andockschleusen bahnte. Aber nein, soll doch ruhig die ganze Station inklusive aller möglichen Spione wissen, dass der Botschafter der Romulanischen Republik sich wieder einmal die Ehre gibt. Immerhin war er es gewesen, der Tharen auf eine entsprechende Anfrage durch Ikamasa hin die geheimen Daten der Station geliefert hatte.
Tharen hatte mit Absicht auf ein großes Empfangskomitee verzichtet um die Zahl möglicher Gerüchte zu begrenzen. Lediglich ein vier Mann starkes Sicherheitsteam in repräsentativer Uniform erwartete ihn an der Schleuse, an welche die Devoras festgemacht hatte. Er erreichte es gerade rechtzeitig in dem Moment, als mit sattem Zischen die Dekompression der Luftschleuse eingeleitet wurde. Gerade noch genug Zeit stehen zu bleiben, tief durchzuatmen und sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich beeilen musste um zum richtigen Zeitpunkt hier zu sein.
Varok liebt eben den großen Bahnhof. Er seufzte resignierend. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht den Botschafter um Diskretion zu bitten, es wäre mit ziemlicher Sicherheit sowieso vergeblich gewesen. Ich hasse Diplomatie.
Ein elektrischer Summer verkündete das Ende der Dekompressionssequenz und unter dem Dröhnen schwerer Servos öffnete sich das runde Druckschott. Die ersten Personen, die das Schiff verließen war eine Phalanx aus sechs Cenurionen in Zweierreihen mit dem selben phantasielosen Topfhaarschnitt.. Ihre Schultern waren so breit, dass sie jeweils zu zweit nebeneinander den Querschnitt der Luke vollständig ausfüllten. Sie bildeten links und rechts der Schleuse ein Spalier. Ihnen folgten zwei brutal aussehende remanische Leibwächter in schwarzen Lederrüstungen, jeder gut einen Kopf größer als der Andorianer. Sie gingen direkt neben der Lunke in Position.
Der Captain musste sich ob dieser Zurschaustellung ernsthaft bemühen nicht die Augen zu verdrehen. Gleichwohl stellte er fest, dass alle Neuankömmlinge unbewaffnet waren. Für jemanden, der wie Tharen um das Faible des Botschafters für subtile Gesten wusste, eindeutig ein Vertrauensbeweis.
Als letztes betrat Botschafter Varok selbst die Station. Wie nicht anders zu erwarten hatte er sich in volle Uniform geworfen, mit all seinen Orden und den monumentalen Schulterpanzern mit dem kompliziert drapierten, scharlachroten Umhang der seinen Rang als Vizeadmiral anzeigte. Auf der Schwelle des Druckschotts blieb er stehen als müsse er sich orientieren. Als er Tharen erblickte malte sich ein breites Lächeln auf sein Gesicht, ganz so als ob er voll freudiger Überraschung davon wäre von einem vermeintlichen guten Freund abgeholt zu werden. Raschen Schrittes ging er auf den Andorianer zu. Showtime. Und achte verdammt noch mal auf deine Antennensprache, ermahnte er sich, während er selbst sein freundlichstes Lächeln zeigte. Hinter ihm konnte er hören wie das Sicherheitsteam geräuschvoll Haltung annahm.
„Captain Tharen“, begrüßte ihn Varok, wobei der den Rang stark betonte. „Was für eine unerwartete Freude Sie so schnell wieder zu sehen“.
Klar, unerwartet, dachte der Captain. Deswegen hast du dein Schiff auch in den letzten Wochen in der Nähe meiner Station herumlungern lassen. Weil du überhaupt nicht damit gerechnet hast dass wir dich kontaktieren. Laut sagte er: „Botschafter, ich freue mich dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten. Jolan Tru“. Er grüßte auf die traditionelle romulanische Art indem er seine rechte Faust so gegen die Schulter schlug, dass der Ellbogen dort zum liegen kam wo sich das romulanische Herz befand.
Varok erwiderte den Salut. „Jolan Tru. Wie kann die Romulanische Republik für Sie dienlich sein?“ Er lächelte breit.
Tharen spürte wie sich sein Magen verkrampfte als er an den Preis dachte, den die Hilfe der Romulaner in Form der Abordnung von fünf Warbirds in diesen Sektor die Föderation gekostet hatte. Gerade im Moment waren Ingenieure des Starfleet Corps of Engineers, oder SCE, dabei nahe von Neu Romulus der Republik eine Schiffswerft als Gegenleistung zu konstruieren. Vielleicht lag es aber auch an der Geste des Botschafters. Obgleich dem Captain klar war, dass es sich um taktisches Kalkül seitens Varoks handelte, sträubten sich bei ihm immer noch die Nackenhaare, wenn er ein so eindeutig vulkanisch aussehendes Gesicht lächeln sah. Er drängte den Gedanken bei Seite. „Vielleicht sollten wir das lieber an einem geeigneteren Ort besprechen“, sagte er stattdessen und wies dem Botschafter mit ausladender Geste den Weg in den Korridor.
Varok nickte nur immer noch lächelnd und betrat den Gang. Der andorianische Captain nahm überrascht zur Notiz, dass die Eskorte des Botschafters derweil auf ihren Positionen an der Luftschleuse verharrte. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren.
Sei nicht albern, schalt er sich selbst, als er dem Vizeadmiral durch die Gänge der Station voranging. Er wird diesem Plan nie im Leben zustimmen.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

Post by Sturnn »

„Aber selbstverständlich“.
Für einen Moment glaubte Tharen sich verhört zu haben. Mit Mühe widerstand er der Versuchung irgend eine blöde Nachfrage zu stellen. Stattdessen zwang er sich, sich entspannt zurückzulehnen und seine Überraschung nicht zu zeigen. Nicht allzu deutlich jedenfalls. Seine Hoffnung auf irgend eine weitere Reaktion des Romulaners wurde enttäuscht. Varok saß einfach nur auf seinem Stuhl und blickte ihn an.
Das Schweigen lastete drückend auf dem Raum, bis Tharen schließlich entschied, dass der Vizeadmiral seine Geduld lange genug auf die Probe gestellt hatte. Er stützte seine Ellbogen auf die Tischplatte. „Ich fasse noch einmal zusammen: Wir planen eine Mission zur Rettung von General Ihoor zu starten mit dem Ziel sie aus der Gefangenschaft der Breen zu befreien. Die Details sind ihnen nehme ich an hinlänglich bekannt, immerhin wissen wir das meiste was wir wissen von Ihrem Geheimdienst. Die Roumlanische Republik würde sich an dieser Rettungsmission beteiligen?“
Varok nickte. „Korrekt“.
Eine leise, zweifelnde Stimme in Tharens Kopf behauptete dass dies alles zu einfach war. Ikamasas Worte hallten in seinem Geist wider: „So etwas wie einen geschenkten Romulaner gibt es nicht“. Er sah den Botschafter direkt an. „Welche Art von Gegenleistung würde die Republik für ihre Dienste von uns erwarten“.
Zum ersten mal seit Beginn des Gesprächs zeigte Varok eine Reaktion indem er in offener Verärgerung seine Augenbrauen zusammenzog. „Wir sind keine ehrlosen Söldner, Captain!“ Er seufzte schwer und seine feindselige Haltung schlug in Resignation um. „Die Zeiten ändern sich, Captain. Es ist noch nicht lange her, da hätten Sie und ich nicht hier zusammen gesessen und über solche Dinge diskutiert. Wir wissen beide, Captain, dass ich sehr bedaure dass dieses Zeitalter meines Volkes vorbei ist, den Verlust des Sternenimperiums bedaure. Das ist kein Geheimnis“.
Er stand auf, ging zu einem der Fenster des Konferenzraumes und blickte auf die Sterne. „Alles ist im Wandel. Die Romulaner werden unaufhaltsam in die Diaspora getrieben. Zuerst die Abspaltung von Donatras „Imperialem Romulanischem Staat“, dann der Verlust der Heimatwelt und damit der Kollaps des Imperiums. Nach dem Verschwinden Donatras hat es nicht lange gedauert bis ihr Staatsgebilde von jenen zerrissen wurde die nach ihrem Erbe trachteten und nichts anderes steht den kläglichen Resten von Selas Imperium bevor, jetzt nachdem auch sie entführt wurde oder geflohen ist oder was auch immer“.
Tharen betrachtete den Rücken des Botschafters und war sich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob Varok nun mit ihm oder mehr mit sich selbst sprach, während er seinen Monolog fortführte.
„Es hat bereits begonnen. Verschiedene Senatsmitglieder und Kriegsherren streiten sich insgeheim mit dem Tal Shiar um ihre Nachfolge. Dem Geheimdienst der Sternenflotte ist dies bisher entgangen, aber wir haben gewisse Quellen. Selas Reich wird in den nächsten Jahren zerbrechen. Dann wird nur noch die Republik übrig sein um zu verhindern, dass die Romulaner sich so lange um der Macht willen gegenseitig zerfleischen bis nichts mehr von uns übrig ist was wert wäre von der Galaxis wahrgenommen zu werden“.
Er blickte Tharen über die Schulter an. „Die Konstruktion einer Schiffswerft mag von Ihnen nach einer unangemessenen Forderung für unsere Hilfe wahrgenommen werden, für uns ist es eine simple Frage des dauerhaften Überlebens unserer Sache. Nur mit der Möglichkeit weitere große Schiffe zu bauen haben wir eine Chance in einer Galaxie zu bestehen, die den Romulanern per se nicht sehr gewogen ist. Die traurige Wahrheit ist, Captain., dass die Liste der Freunde der Republik sehr kurz ist. Und wir haben jeden Freund bitter nötig“. Er kehrte zu seinem Platz zurück und setzte sich.
„General Ihoor hat sich stets als Fürsprecherin der Republik erwiesen und man soll uns nicht nachsagen, dass wir unsere Rechnungen nicht begleichen würden“.
Er schüttelte den Kopf. „Die Republik erwartet keine Gegenleistung in dieser Sache, Captain. Wir sind ebenso an einer sicheren Rückkehr Ihres Generals interessiert wie Sie selbst“.
Tharen war überrascht von der Offenheit der Worte des Botschafters. Selbst aus einem überaus stolzen Volk stammend konnte er sehr gut erahnen, wie schwer dem Romulaner diese Erklärung gefallen war. Umso einfacher war es für den Andorianer Dankbarkeit zu empfinden.
„Welche Schiffe können Sie uns zur Verfügung stellen?“
„Die Devoras steht bereit“
„Ihr eigenes Schiff?“. Einmal mehr war Tharen erstaunt.
Der Botschafter legte den Kopf schief. „Warum nicht? Es ist bereits hier an der Station angedockt und könnte wieder verschwinden ohne dass sich irgendwer Fragen stellt, nur für den Fall dass ihre Station weitergehend infiltriert wurde. Außerdem sind die Warbirds der Ha'pax-Klasse mit die größten und stärksten Einheiten der Flotte, es gibt wenig was uns standhalten könnte. Vergessen Sie zudem bitte nicht, dass wir sowieso schon zu wenig Schiffe für zu viele Aufgaben haben. Die Republik wird keine weiteren Raumfahrzeuge erübrigen können. Und schlussendlich ist die Devoras groß genug um ihre Sturmtruppen und die entsprechende Ausrüstung zu befördern“. Er hielt inne und lächelte. „Mit Einschränkungen natürlich“.
Misstrauen erwachte erneut in Tharen. „Was für Einschränkungen?“
„Nichts gravierendes“, erklärte der romulanische Offizier mit einer abwehrenden Geste. „Ihren Truppen würde ein abgegrenzter Bereich zur Verfügung gestellt werden, den sie allerdings nicht verlassen dürften. Im Klartext: Es wird ihnen nicht gestattet sich frei auf dem Schiff bewegen. Es gibt beispielsweise einige Bereiche auf der V'ashan wo sich dies sehr gut einrichten ließe“, erläuterte er unter Bezug auf das Tochterschiff der Devoras. „Akzeptieren Sie diese Bedingungen?“
Statt eine Antwort zu geben nickte Tharen nur und erhob sich. „Darf ich Sie zu Ihrem Schiff begleiten?“
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Der andorianische Captain wurde er sich der Kopfschmerzen erst gewahr, nachdem er den Botschafter wieder an der Luftschleuse abgeliefert und dieser seine Entourage eingesammelt und zurück auf das Schiff verfrachtet hatte. Du bist wohl überarbeitet. Der Gedanke an den Stapel unerledigter Arbeit auf seinem Schreibtisch vertrieb jedoch schnell den aufkeimenden Wunsch nach ein paar Stunden Schlaf in seinem Quartier während er dem langgezogenen Rund des Andockringes auf seinem Weg zurück zum Kommandozentrum folgte.
„Vorsicht!“ Der Ruf riss den Captain aus seinen Gedanken und verhinderte um Haaresbreite, dass er in einen Lieutenant rannte, der einen Stapel grauer Plastikkisten balancierte.
„Glück gehabt“, kommentierte eine nur allzu bekannte Stimme.
„Doktor!“ Tharen drehte sich zu dem Sprecher um.
Doktor Harland Sturnn nickte dem Andorianer freundlich zu. „Captain“.
Tharen rief sich die Flugpläne der Station ins Gedächtnis. „Ich dachte die Curiosity würde erst Dienstag eintreffen“.
Der Arzt deutete mit dem Daumen über die Schulter auf die Luftschleuse hinter ihm, aus der sich eine wahre Flut aus Angehörigen verschiedener Spezies auf die Sternbasis ergoss und Wartungspersonal, das in die entgegengesetzte Richtung strömte. „Gerade angekommen, Captain. Wir waren etwas früher als geplant“.
Tharen dankte der Vorsehung für diese Entwicklung. „Doktor, ich muss sie sprechen“.
Sturnn machte ein enttäuschtes Gesicht. „Kann das nicht etwas warten?“ Er zeigte auf den Lieutenant der sich immer noch bemühte die vier grauen Boxen in seinen Händen im Gleichgewicht zu halten. „Wir haben unter dem Packeis einige unglaublich faszinierende Kleinstlebewesen gefunden, die eine frappierende Ähnlichkeit mit treolianischen Amöben aufweisen. Natürlich nicht völlig identisch, aber erste Scans deuten darauf hin, dass die Zellstruktur ähnlich genug sein dürfte um ein besseres Verständnis der Averialigrippe ermöglichen könnte. Ich würde sogar so weit gehen dass ausführliche Analysen in unseren Labors...“
Tharen schloss die Augen und massierte seine Schläfen. Im Normalfall empfand er die ausschweifenden Erläuterungen des Arztes über seine Profession als verwirrend. In seinem jetzigen Zustand waren sie einfach nur nervtötend.
„Doktor!“ Er sprach das Wort schärfer aus als er es beabsichtigt hatte, aber es erfüllte seinen Zweck. Der menschliche Arzt hielt mitten im Satz inne und legte den Kopf schief.
„Sir?“
„Jetzt“, stellte der andoriansiche Captain kategorisch klar. „Es geht um den General“.
Sturnns Widerstand löste sich in Luft auf. „Oh. In Ordnung“, nickte er und wandte sich an den Lieutenant. „Bringen sie das ins Labor und versetzen Sie die Kisten ungeöffnet in Stasis. Danach sagen Sie Doktor Saav Gro Bagh er soll meine Termine für heute übernehmen“.
Tharen zog die Stirn kraus „Saav gro Bagh?“, fragte er während er sich anschickte dem Arzt auf sein Schiff zu folgen. „Ihr Vertreter ist ein verdammter Tellarit?“.
Sturnn hob Schultern. „Sie haben gesagt ich kann hierher versetzen lassen wen immer ich möchte und er ist ein hervorragender Arzt“. Er machte einen großen Schritt über die Schwelle des Druckschotts. „Allerdings ist er ein miserabler Therapeut“.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Enttäuschung machte sich Curiosity breit, als mitgeteilt wurde dass die bereits genehmigten ausgedehnten Landgänge wieder gestrichen würden. Gleichzeitig mit der Verhängung der Urlaubssperre begann das Stationspersonal das Schiff der Nebula-Klasse einer schnellen Wartung zu unterziehen sowie Proviant, Treibstoff und Verbrauchsgüter an Bord wieder aufzufüllen. Außerdem konnte einem geschulten Beobachter auffallen, dass Kisten mit Unmengen an Medikamenten die an die Physiologie der Deferi angepasst waren in die Frachträume geladen wurden. Dank der Anstrengungen der Crew sowie der Doppelschichten des Wartungspersonals löste die Curiosity nicht ganz 48 Stunden nachdem sie eingetroffen war die Andockklammern wieder und verließ im Eiltempo den Sektor. Eine knappe Verlautbarung des Kommandanten von Sternbasis 257 begründete den übereilten Aufbruch mit einer humanitären Hilfsmission für den Heimatplanet der Deferi, welcher unter den Angriffen der Borg ächzte. Nur drei Personen an Bord kannten das tatsächliche Ziel.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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„Sie sind gestern aufgebrochen“, informierte Tharen.
Lakaar wich aus um eine Kollision mit einem Crewman in dem geschäftigen Korridor zu vermeiden und bemühte sich mit Tharen Schritt zu halten.
„Wann werden wir abdocken?“, erkundigte sie sich.
„Noch heute. Sobald alles verladen ist“.
Sie bogen in einen Seitengang ab, der in eine deutlich schwächer frequentierte Sektion des Frachtzentrums führte. Die junge Cardassianerin konnte nicht behaupten in den letzten paar Tagen viel Schlaf bekommen zu haben. Seit jenem Treffen der Kommandoebene hatte sie jede freie Minute daran gearbeitet aus der groben Idee mit Commander Ikamasa zusammen einen belastbaren Plan zu erarbeiten. Tharen hatte sich regelmäßig informiert und gelegentlich eigene Ideen eingebracht, war aber auch schlau genug um zu wissen, dass er nicht in gleicher Weise im Bodenkampf versiert war wie Lakaar und der Vulkanier. Er hatte sich damit begnügt einen großen Teil der Raumangriffsstrategie auszuarbeiten.
„Ist das Material auf dem Schiff?“
Lakaar stellte sicher dass niemand sonst in der Nähe war, der sie hören konnte und nickte dann. „Ja, Sir. Fast alles. Nur noch ein oder zwei Stunden, dann ist alles drüben, was wir brauchen“.
„Ausgezeichnet“.
Sie näherten sich dem großen, roten Doppeltor, dessen Beschriftung unmissverständlich klar machte, dass hinter ihm der gesicherte, militärische Teil des Frachthafens begann. Der Offizier ging zu der biometrischen Erkennungstafel die neben der Tür in die Wand montiert war und legte seine Hand darauf.
„Identität erkannt. Tharen, Captain. Zutritt gewährt“, verkündete die monotone weibliche Computerstimme. Die Türflügel öffneten sich unter dem Brummen der Mechanik und beide betraten den Miliärhafen. Schweigend durchquerten sie ein wahres Labyrinth an Gängen und Frachtbuchten, die üblicherweise geschäftig pulsierten aber für einige wenige Tage aus „technischen Gründen“ geschlossen worden waren, bis sie einen Transporterraum erreichten.
Die mittelgroße Halle, die von einem überdimensionalen Frachttransporter dominiert wurde war der einzige Ort in der gesamten Abteilung an dem gearbeitet wurde. Stapel von Ausrüstungskisten standen an den Wänden und ein Transporterchief war in seine Konsole vertieft während sich ein paar Quartiermeister abmühten den nächsten Kistenstapel für den Transport bereit zu machen. Das alles unter den wachsamen Augen caitianischer Sicherheitskräfte.
„Ihr Personal?“, ergriff Tharen wieder das Wort.
„So gut wie drüben“, antwortete Darai. „Ich selbst war noch nicht auf der Devoras, aber nach allem was man hört ist der Botschafter sehr entgegenkommend was unsere Wünsche angeht“.
Der Captain blieb stehen und drehte sich zu ihr um und zwar so abrupt, dass sie um ein Haar in ihn hineingerannt wäre. „Eines muss Ihnen immer bewusst sein, Lieutenant Commander. Vizeadmiral Varok ist nicht entgegenkommend. Er lächelt, er ist freundlich, er wird die zuvorkommendste Person diesseits von Orion sein. Aber all das wird er nur sein, so lange es seinen Zielen oder eben jenen der Romulaner dient. Seien Sie sich versichert: In Wahrheit hält er Sie nur gerade so würdig sein Deck zu betreten. Und auch wenn er es nicht zeigt wird er Ihnen immer mit Misstrauen und Arglist begegnen“.
„Er ist ein Romulaner, Sir“, fasste Lakaar zusammen. Ihre Antwort rief bei Tharen ein Zusammenziehen der Augenbrauen hervor. „Gut, dass wir uns verstehen“.
Ohne sie weiter zu beachten ging er hinüber, zu dem Transporteroffizier an seiner Konsole.“Irgend welche Probleme?“.
Der stämmige Tellarit schüttelte bedächtig den Kopf ohne seine Aufmerksamkeit von seinem Datenpadd abzuwenden. „Nein Captain, keinerlei Auffälligkeiten“. Er macht eine Pause. „Wie gestern. Und vorgestern. Und den Tag davor als sie gefragt hatten“.
Der Andorianer blieb einfach vor der Konsole stehen, sagte nichts und funkelte den anderen Offizier aus seinen eisblauen Augen an. Letztlich ließ der Chief mit einem genervten Schnauben die Datenkarte sinken. „Wir haben bereits vor Tagen die Fixkoordinanten für unseren Transporter erhalten und beamen seitdem ohne Unterlass Soldaten und Material auf den Warbird, das alles hinter verschlossenen Türen damit niemand etwas mitbekommt. Alle Einheiten die wir transportiert haben erstatteten wie vereinbart Bericht nach ihrer Ankunft und die gesamte Ausrüstung scheint sich vollständig materialisiert zu haben, sodass wir guten Grund haben davon auszugehen dass die Romulaner uns echte Koordinaten gegeben haben und nicht zum Beispiel die von einem Schwarzen Loch. Sir“. Das letzte Wort lieferte er mehr wie eine notwendige Ergänzung hinterher.
Der Captain quittierte den Bericht mit einem vernichtenden Blick. „Danke“. Er setzte sich in Richtung der Transporterplattform in Bewegung und bedeutete Lakaar ihm zu folgen. „Energie“, befahl er als beide ihre Positionen eingenommen hatten. Die Raumstation um die Cardassianerin verschwand hinter einem Schleier aus bläulich-weißem Licht. Als er sich lichtete fand sie sich in einer komplett anderen Welt wieder.
Offenbar hatten die Roumlaner einen Frachtraum des Schiffes zu einer provisorischen Kaserne für die MACOs der Sternenflotte umfunktioniert. Die romulanischen Lagerkisten waren verschwunden, stattdessen waren an den grau-grünen Wänden Reihen von doppelstöckigen Standard-Feldbetten aufgereiht. Jede freie Stelle des geräumigen Frachtdocks war mit der Ausrüstung der Föderationssoldaten, teils noch in den Kisten, teils bereits ausgepackt zugestellt. In einer Ecke hatten einige der Elitesoldaten einen improvisierten Trainingsbereich eingerichtet, in der Mitte des Frachtraumes war aus Klapptischen und -bänken eine Art Messe aufgebaut worden. All dies brodelte geradezu vor geschäftigem Treiben und stand damit in scharfem Kontrast zu dem quasi geräumten Teil der Raumstation den sie gerade verlassen hatte. Lakaar bemerkte, dass auch Tharen sich neugierig umblickte. Ihre Augen suchten und fanden ihren Stellvertreter in dem Gewimmel. Sie winkte ihn herbei.
„Captain. Ma'm“. Der Latino im Rang eines Lieutenants gesellte sich zu Ihnen.
„Lieutenant“. Tharen nickte ihm zu. „Alles zu ihrer Zufriedenheit“.
Der Lieutenant nickte. „Aye, Sir“. Er blickte sich um. „Naja es ist nicht unbedingt das Deneva Hilton, aber ich habe schon an wesentlich übleren Orten campiert. Zumindest lassen uns die Romulaner in Ruhe und wenn wir irgend etwas anfordern versorgen sie uns damit. Dieses Schott hier führt zu einem der Shuttlehangars der für uns leergeräumt wurde. Unsere Shuttles sind schon bereit und gesichert“.
Die Frachttür am anderen Ende des Raumes öffnete sich und Botschafter Varok spazierte herein.
„Captain“, rief der Botschafter ihnen entgegen während er sich näherte. „Was für eine freudige Überraschung“.
Lakaar verschränkte die Arme vor der Brust.“Woher wussten Sie denn dass wir ausgerechnet jetzt eintreffen würden?“
Varok erreichte die Gruppe und schenkte Lakaar ein breites Lächeln. „Ich glaube wir sind uns noch nicht vorgestellt worden, Miss...?“ Ihre Frage ließ er im Raum stehen.
„Lakaar. Lieutenant Commander Darai Lakaar. Sie leitet den Sturmtrupp“, stellte Tharen sie vor.
„Ah, dann werden Sie also in den nächsten Wochen unser Gast sein. Willkommen, willkommen.“ Er wandte sich wieder an den Captain. „Werden Sie uns auch begleiten?“
Tharen schüttelte den Kopf. „Ich bin nur hier um das letzte Vorgehen mit Ihnen abzustimmen.
„Natürlich. Wie ich Ihnen und Ihren Leuten bereits mitgeteilt habe, wurde dieser Frachtraum, der Shuttlehangar hinter diesem Tor, sowie die Sanitäranlagen im Verbindungstunnel für ihre exklusive Nutzung geräumt. Es ist Ihnen leider nicht erlaubt sich jenseits davon aufzuhalten. Gleichzeitig wurde unsere Besatzung angewiesen sich von hier fernzuhalten. Überhaupt weiß fast niemand was wir im Begriff sind zu unternehmen“ Er tat als würde er den Raum in seiner Gesamtheit betrachten. „Mir gefällt was Sie daraus gemacht haben“. Der Kommentar triefte vor Sarkasmus.
„Wie haben Sie gegenüber ihrer Besatzung begründet dass dieser Bereich tabu für sie ist?“, wollte Lakaar wissen. Varok schien beleidigt.
„Ich weiß nicht wie das bei der Sternenflotte gehandhabt wird, aber auf unseren Schiffen gehört es nicht zur Tradition die Befehle von Vorgesetzten zu hinterfragen“. Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Wenn Sie's unbedingt wissen wollen: Quarantäne nach Biogefahr. Keine Sorge die Information über die Anwesenheit der Föderation auf diesem Schiff wurde als streng geheim eingestuft “
Darai versuchte sich bildlich vorzustellen, was „streng geheim“ bei einem Volk bedeutete, das selbst Speisekarten in Kantinen als „vertraulich“ behandelte.
„Nachdem wir das geklärt hätten“, lenkte Tharen auf das Thema zurück, „machen wir Sie mit den letzten Entwicklungen vertraut, Commander?“
Lakaar trat vor und gab dem romulanischen Vizeadmiral ein PADD. „Unsere genaueren Analysen zeigen an, dass es in der Anlage mehrere große Lagerhallen und wenigstens zwei Shuttlehangars gibt. Wir gehen deshalb davon aus, dass dort nicht nur Gefangene verwahrt werden, sondern auch andere wertvolle Dinge. Möglicherweise Waffen oder veredeltes Dilithium von der Mine“.
Varok nickte bestätigend. „Zu dem Schluss kommt auch unser Geheimdienst. Das würde zumindest erklären warum wir nie nennenswerte Beute gefunden haben, wenn wir die Minen der Gegend angegriffen haben“. Sein Blick wanderte zwischen den beiden erstaunten Offiziere hin und her. „Was denn, glauben Sie die Sternenflotte ist die einzige Institution die sich für Defera interessiert?“
Lakaar würgte den Kommentar herunter der ihr auf der Zunge lag und fuhr stattdessen mit ihrem Vortrag fort. „Wir werden also einen Angriff auf multiple Schlüsselpositionen in der Station durchführen und es so aussehen lassen, als ob wir uns hauptsächlich auf die Lagerzonen konzentrieren würden. Mit etwas Glück können wir den Breen damit Sand bezüglich unserer wahren Motive in die Augen streuen“. Sie ließ ihr PADD sinken. „Wir wissen immer noch nicht ganz genau, wo die Zellenblöcke sich befinden, das sind die einzigen Bereiche die nicht auf den Schemata verzeichnet sind. Wenn wir wüssten wie Sie an die Pläne gekommen sind, könnten wir daraus vielleicht...“
„Möchten Sie nicht wissen“, unterbracht sie Varok.
„Möchten wir nicht wissen“, echote Tharen.
Der Lieutenant Commander schüttelte resignierend den Kopf. „Na schön. Also, im Grunde genommen haben wir uns das so vorgestellt: Die Devoras fliegt die Station getarnt an und setzt unsere fünf Shuttles ab. Sobald dies geschehen ist geben Sie uns Deckung indem Sie eventuelle Feindschiffe und die Verteidigungssysteme der Station angreifen. Das sollte zeitgleich mit dem Angriff auf die Asteroidenmine durch die Sternenflotte stattfinden. Ist das für Sie in Ordnung?“
„Sollten wir hin bekommen“.
Gut. Wir führen unseren Angriff also über das Raumdock. Sobald wir drin sind, stellen wir Transporterverstärker auf. Unsere Schiffe können dann Verstärkung zu deren Position beamen, auch wenn das Dämpfungsfeld, mit dem wir rechnen, noch aktiv ist. Außerdem müssen wir versuchen uns so schnell wie möglich der Kommunikation zu bemächtigen bevor die Breen einen Notruf absetzen können“.
„Zu diesem Thema habe ich mir bereits Gedanken gemacht“, warf der Botschafter ein. Er reichte Tharen die romulanische Inkarnation eines PADDs. „Wir werden sobald wir eintreffen ein starkes Störsignal senden, das die Kommunikation der Station eigentlich unterbinden sollte. Auf dem Datenblock finden Sie die Frequenzen auf denen wir arbeiten werden. Isolieren Sie diese und Sie werden unbeeinflusst bleiben“.
Tharen nahm die Datenkarte an. „Danke. Sonst noch etwas?“ Rundum wurden Köpfe geschüttelt. „Gut dann nur noch eine Sache, Botschafter“. Ein weiteres PADD wechselte den Besitzer. „Die Koordinaten des Treffpunkts. Ich denke ich muss nicht betonen, dass diese ganze Operation geheim ist“.
Varok lächelte wissend. „Oh, vertrauen Sie mir, Captain. Wenn wir Romulaner eines können, dann ist es mit Geheimnissen umzugehen“.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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„Auf gutes Gelingen“. Die Gläser stießen mit einem Klicklaut aneinander. Tharen und Scott nahmen einen kleinen Schluck der grünen Flüssigkeit, die in ihren Tumblern schwappte. Ikamasa, der keinen Alkohol trank, begnügte sich damit, der Szene zuzusehen. Falls er das Verhalten seiner beiden Vorgesetzten missbilligte, ließ er es sich nicht anmerken.
Im Anbetracht der Situation hatte der Captain entschieden die Abschlussbesprechung nicht in einem Konferenzraum, sondern seinem Büro in einem etwas weniger formellen Rahmen abzuhalten. Um den nur halboffiziellen Charakter zu unterstreichen hatte er seine Gäste auf die Sitzecke gebeten, nicht wie üblich an seinen Schreibtisch. Aber halboffiziell bedeutete eben auch nur halbinoffiziell und so war die Flasche auf dem niedrigen Beistelltisch zwischen ihnen fast voll und ihre Gläser fast leer.
„Alle Steine sind an ihrem Platz. Ich entschuldige mich dafür, Sie über die Details bisher im Dunklen gelassen zu haben, aber wir wissen nicht, wer alles zuhört“.
Er brauchte das nicht weiter ausführen. Der Schock darüber, dass der General zumindest über einige Wochen hinweg durch einen Formwandler ausgetauscht worden war und damit fast unbegrenzten Zugriff auf alle Systeme und Datenbanken der Station gehabt hatte, saß bei allen, die davon wussten noch tief.
Tharen trank abermals. „Die Romulaner sind gestern abgeflogen, die Curiosity hat uns bereits vor zwei Tagen verlassen. Sie werden später an einem Treffpunkt abseits der Handelsrouten auf den Rest von uns warten“.
Er deutete mit dem Glas in seiner Hand auf den Vulkanier. „Commander, ich möchte, dass Sie mit der Sarek die Befreiung der Mine leiten“.
„Zu Befehl“.
„Was wird meine Aufgabe sein?“, erkundigte sich Scott.
„Sie bleiben hier. Ich weiß, ich weiß...“ er erstickte dem Protest seines ersten Offiziers bevor das erste Wort seine Lippen verlassen hatte. „Sie wollen dabei sein, ich verstehe das. Aber es wäre töricht wenn der komplette Kommandostab der Station in einer einzigen Mission eingesetzt würde. Es kann immer noch etwas schief gehen. Ich möchte dass Sie hier bleiben und sich um die Sternbasis kümmern. Das ist ein Befehl“. Er deutete auf ein Gemälde auf der anderen Seite des Raumes. „Falls die Mission scheitert und wir nicht zurückkommen, habe ich für Sie im Safe einen Brief an das Sternenflottenkommando hinterlegt, in dem ich mein Handeln erkläre und die vollständige Verantwortung übernehme. Außerdem liegen Berichte über die Entführung des Generals und die Ergreifung des Gründers bei. Wenn dieser Fall eintritt, übergeben Sie die Dokumente und den Gründer ohne weitere Verzögerung der Sternenflotte. Aber da ist noch mehr. Im Safe ist ebenfalls ein Plan zur Eindämmung der Gefahr durch das Dominion und den Wahren Weg, den ich vor einiger Zeit ausgearbeitet habe. Ich möchte, dass Sie seine Durchführung von hier aus überwachen“.
Zum ersten mal meldete sich Ikamasa zu Wort. „Captain, wenn Sie den Plan schon vor Längerem ersonnen haben, warum wurde er dann noch nicht ausgeführt?“
„Wegen des Generals“, erläuterte der Andorianer. „Wenn wir die Streitkräfte des Wahren Weges zurückdrängen bevor wir den General befreit haben, betrachten sie Ihoor vielleicht als entbehrlich und räumen sie aus dem Weg. Befreien wir den General zuerst, sehen unsere Feinde möglicherweise ihre Felle davon schwimmen und lassen sich zu etwas kolossal Dummem verleiten. Deshalb sollten beide Operationen etwa gleichzeitig erfolgen. Ein paar Stunden hin oder her spielen keine Rolle, aber es sollten sich alle zumindest grob an den Zeitplan halten“.
Der Vulkanier schien das zu überdenken. „Klingt... logisch, Sir“.
Tharen prostete ihm spielerisch zu. „Aus Ihrem Mund, ein Kompliment, Commander“. Er wurde ernst. „Ich will nicht ins Detail gehen, aber die Sache sieht folgendermaßen aus: Momentan belauern sich unsere Kampfgruppen hier und vor Bajor und die Streitkräfte des Dominions auf der anderen Seite. Sie sind nicht wirklich groß genug um uns zu vernichten aber stark genug um uns zu schaden. Wenn wir eine oder zwei der größeren Feindgruppen, die sich in der näheren Umgebung der Raumstation herumtreiben ködern und aufrollen könnten, wären sie nicht mehr in der Lage uns nachhaltig Schaden zuzufügen oder die Basis zu zerstören. Unsere Schiffe und die siebte Flotte starten deshalb einen Doppelschlag und versuchen ein paar der Kampfgruppen aus dem Spiel zu nehmen. Danach können wir wesentlich freier agieren“. Er lehnte sich zurück. „Das dürfte uns zwar nicht den Wahren Weg vom Hals schaffen, das sind verblendete Fanatiker die trotzdem weiter Frachtschiffe angreifen werden, aber das Dominion hat einige kluge Köpfe und sie haben der Föderation nicht offiziell den Krieg erklärt. Ich vermute dass sie sich still und heimlich zurückziehen werden, sobald sie merken dass sie nicht mehr gewinnen können, anstatt eine totale Niederlage zu riskieren. Falls nicht, können wir sie immer noch zerschlagen“. Tharen wandte sich an Scott. „Sie kennen unsere Captains ebenso gut wie ich, suchen Sie die richtigen Leute für diesen Einsatz aus“.
„Aye, Sir, aber wäre es nicht in Anbetracht dessen besser wenn Sie hierblieben und ich die Rettungsmission kommandiere?“.
„Berechtigter Einwand, aber nein“. Tharen schüttelte den Kopf. „Ich könnte Ihnen jetzt viel über das andorianische Ehrbewusstsein erzählen, aber nehmen Sie einfach zur Kenntnis, dass ich das selbst erledigen muss“.
„Natürlich“.
Tharen beugte sich vor. „Also gut, so sieht unser Plan für die Befreiungsaktion aus: Die Sarek, Ihr Schiff, Commander und die USS York werden die Mine auf dem Asteroiden entern und die dort inhaftieren Deferi evakuieren. Die USS Oberon kommt mit meinem Schiff, der Trafalgar, direkt zur Gefängnisstation tiefer im Feld. Wir nehmen vor Abflug weitere MACOs an Bord, die Lieutenant Commander Lakaars Stoßtrupp verstärken. Es ist eminent wichtig, dass wir uns so schnell wie möglich dort hin durchschlagen, das heißt aber auch, Commander, dass es Ihre Aufgabe und die der York sein wird eventuelle Feindkräfte zu binden. Dem Geheimdienstbericht der Romulaner zu Folge dürften dort keine Schiffe der Breen sein, aber man weiß ja nie. Die Curiosity bleibt während der gesamten Operation in Bereitschaft und fungiert als Reserve. Außerdem wird sie den General aufnehmen und medizinisch betreuen, wenn es nötig sein sollte. Fünf Schiffe der Föderation und ein Warbird, meine Herren, mehr haben wir nicht zur Verfügung. Wir brechen morgen auf. Noch Fragen?“.
Ikamasa erhob sich. „Wenn es sonst nichts mehr gibt, Captain, würde ich gerne mein Schiff abflugbereit machen“.
Tharen bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er entlassen war. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, entkorkte er die Flasche und füllte die Gläser wieder auf. Scott betrachtete währenddessen das Bild an der Wand. „Ein Safe hinter einem Gemälde. Wie altmodisch ist das denn?“
Der Andorianer schnaubte amüsiert. „Die Sternenflotte hat eben Sinn für Tradition“. Er leerte sein Glas in einem Zug.
Sturnn

Re: Befreiungsschlag - Die Rettung von General Ihoor

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Zwei Wochen darauf
Captain Tharen saß auf seinem Kommandosessel in der Mitte der Brücke der USS Trafalgar und beobachtete seine Brückenbesatzung bei den letzten Vorbereitungen für die anlaufende Mission. Die meisten von ihnen dienten schon eine ganze Weile unter seinen Kommando und er vertraute ihnen blind. So beschränkte er sich darauf einfach nur dazusitzen, den gemurmelten Gesprächen zu lauschen und dem Austausch von PADDs zuzusehen. Und über all dem pulsierten die Alarmlichter des Gelben Alarms. In den letzten zwei Wochen war die Trafalgar auf direktem Kurs zum Orellius-Sektor geflogen und hatte seitdem nur an den vereinbarten Treffpunkten halt gemacht um sich mit den anderen Schiffen ihrer kleinen Kampfgruppe zu treffen.
Die Trafalgar war ein altehrwürdiges Schiff der Excelsior-Klasse, wobei ihr hohes Alter keineswegs bedeutete dass sie veraltet war. Nach schweren Schäden im Dominion-Krieg war das Schiff ausgiebig modernisiert worden und wurde seitdem stets auf dem neuesten Stand gehalten. Dies war hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass die Trafalgar dem Starfleet Corps of Engineers zugeordnet war. Gut die Hälfte der normalen Besatzung bestand aus Technikern, außerdem gab es immer eine permanente Abordnung des SCE an Bord und Ingenieure liebten es nun einmal an den Schiffen auf denen sie stationiert waren herumzubasteln, wenn man ihnen kein Abwassersystem in einer Kolonie zum verlegen gab oder Ähnliches. Tharen, selbst ein Konstruktionsingenieur des SCE, war das nur Recht, so lange alles funktionierte. Für die Dauer dieser Mission hatte man zusätzlich, ähnlich wie auf der Devoras, zwei Frachträume zu provisorischen Quartieren umgewandelt um weitere MACOs der Föderation aufnehmen zu können, sodass der ohnehin schon begrenzte Raum an Bord noch knapper wurde.
Trotz all der Verbesserungen hatte man die Grundanordnung der Brücke, die noch aus den Anfangstagen der Föderation stammte, aber nie geändert: Runder Querschnitt, der Sessel des Kapitäns alles dominierend in der Mitte, Navigation und Taktik vor ihm, alle anderen Stationen in den Seitenwänden eingelassen. Von der späteren Tendenz der Sternenflotte den ersten Offizier gleichberechtigt neben den Kommandanten zu setzen keine Spur.
„Wir gehen unter Warp in fünf Minuten“, vermeldete der weibliche Offizier an der Steuerkonsole, wie vom Captain befohlen.
„Danke“, Sagte Tharen. „Roter Alarm! Nur optisch“.
Das Licht auf der Brücke verdunkelte sich und nahm einen Rotton an. Gleichzeitig ertönte drei mal das akustische Signal für den Roten Alarm, dann verstummte es.
Tharen zählte stumm die Sekunden mit, bis der Steuermann sich wieder zu Wort meldete.
„Gehen unter Warp in fünf... vier.. drei... zwei...“
Die Streifen auf dem Bildschirm verkürzten sich wieder zu Sternen und die Trafalgar befand sich nicht länger im Subraum.
„Alle Schiffe Bericht!“
Der Kommunikationsoffizier gab den Befehl an die anderen Mitglieder der Flotte weiter: Das Schwesterschiff der Trafalgar, die USS York, die USS Oberon, ein Schiff der Galaxy-Klasse, Sturnn's Schiff, die USS Curiosity und die USS Sarek, das Kommandoschiff Ikamasas.
„Alle Einheiten melden Bereitschaft“.
„Sehr gut“
„Ahm Captain...“ der Offizier an der Wissenschaftskonsole machte ein betretenes Gesicht. „Ich glaube wir haben da ein kleines Problem“.
Tharen wandte sich um. „Nicht gerade das was ich hören möchte. Was ist?“
„Die Sensoren melden drei Schlachtschiffe der Breen sowie zwei Fregatten an der Minenbasis“.
„Bitte was?“ Der andoriansiche Captain richtete sich kerzengerade auf. „Haben die Romulaner uns gelinkt?“
Der Wissenschaftsoffizier schüttelte bedächtig den Kopf. „Ich glaube nicht, Sir. So wie es für mich aussieht waren sie hier um Waren oder Gefangene zu transferieren. Vielleicht haben die Kriegsschiffe auch neuen Proviant oder so aufgenommen. Ich würde sagen, mieses Timing“.
Tharen biss sich auf die Unterlippe. Das war nicht gut. Gar nicht gut.
„Verbindung zur Sarek“.
„Steht, Captain“.
Das ernste Gesicht Ikamasas blickte Tharen vom Hauptschirm an. „Captain?“
„Fahren Sie fort wie geplant und greifen Sie die Minenbasis an. Nehmen Sie die York und zusätzlich auch die Oberon mit“. So viel zum Thema Schlachtpläne.
„Verstanden, Captain“. Der Kanal wurde geschlossen.
„Also dann“. Der Andorianer klatschte in die Hände. „Schleichen wir uns an ihnen vorbei. Und bitte schnell, die Devoras müsste jederzeit mit ihrem Angriff beginnen“.

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