Gier oder Leidenschaft ?

Datenbank für Geschichten und Stories.

Moderator: Moderatoren

Post Reply
Ikamasa

Gier oder Leidenschaft ?

Post by Ikamasa »

Sicherheitslogbuch der Raumstation 257, leitender Sicherheitsoffizier Ikamasa, Sternzeit 86970.8

Da die letzten Tage äußerst ruhig waren und keine planmäßigen Transporte ankommen werden bin ich für einige Zeit in sofern entbehrlich geworden, dass ich mich, so Brigadegeneral Ihoor Shuta, anderen Aufgaben als der Verbrechensbekämpfung auf der Station widmen könne.
Sie gab mir den Befehl mich eines Holoprogramms anzunehmen welches, laut der Beschreibung, einen Kriminalfall behandeln sollte.
Also begab ich mich zu Holodeck 7, startete das Programm mit dem Namen „Shuta Sicherheit 3“ und fand mich sogleich in diesem wieder.



Als Ikamasa das Programm betrat, fand er sich nur wenige Sekunden später in einer Stadt der ländlichen Region Hokkaido im ausgehenden 19. Jahrhundert wieder. Er überprüfte sofort seinen Phaser und Tricorder, musste jedoch feststellen, dass beide nicht funktionierten. Dafür war das Logbuch noch vollkommen funktionstüchtig.
Da wusste er, dass sie wollte, dass dieses Rätsel ohne jegliche fortgeschrittene Technologie gelöst werden sollte.

Als er sich umschaute erblickte er eine kleine japanische Stadt, die nur aus 5 Häusern des gleichen Baustils bestand und auf drei Seiten von Bergen und auf der vierten vom Meer umgeben war. Die Sonne verschwand schon im Meer und tauchte die Häuser, den Strand, die Berge und alle Bäume des Dorfes in rot-goldenes Licht.

Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich und ein Mann, der schon über 60 Jahre gesehen hatte, trat aus einer Versammlung von 7 Personen heraus und begrüßte ihn: „Ich bin Yamada, der Dorfälteste hier. Ich und die restlichen Dorfbewohner heißen sie hier bei uns in Sorami willkommen. Ich nehme an, dass sie hier übernachten wollen, da es schon Nacht wird. Wir sind bereit sie aufzunehmen, wir hatten schon viel zu lange keinen Gast mehr.“ Er bedeutete, dass jemand aus der Gruppe vortreten sollte. Die Person, auf die er zeigte, eine bildhübsche, schlanke Frau im Alter von ca. 20 Jahren mit langen, seidig glatten, schwarzen Haaren, die in ein farbenfrohes Sommerkleid gekleidet war, tat das auch, stellte sich als Chitanda vor und meinte, dass sie sich freuen würde, wenn Ikamasa ihr Gast wäre, welcher das Angebot annahm und ihr folgte um seine Sachen in ihr Haus zu bringen.
Er erhielt ein Zimmer im zweiten Stock des Hauses, welches nur über eine Holztreppe zu erreichen war. Das Zimmer war kunstvoll dekoriert, so standen zum Beispiel an einigen Stellen Blumengestecke, welche gleichzeitig Ruhe, Kraft und Schönheit verkörperten. Begrenzt war das Zimmer durch Papierwände, welche zum Teil mit Kirschblüten bemalt waren.
Als er das alles auf sich wirken gelassen hatte, versteckte er sowohl Tricorder, als auch Phaser und ging wieder in die erste Etage, wo Chitanda schon auf ihn wartete, fragend ansah, und schließlich wissen wollte, was das für eine seltsame Kleidung sei, die er da trug. Als Antwort gab Ikamasa zurück: „Ich bin weit gereist, tatsächlich kommt es mir vor, als sei ich schon Jahrhunderte unterwegs. Demzufolge ist es nur logisch, dass ich andere Kleidung trage, als sie erwartet haben und das als ausgesprochen seltsam empfinden müssen. Ich würde es trotzdem begrüßen, wenn sie etwas zu ihrer Kultur passenderes zum anziehen hätten, natürlich nur, wenn es keine Umstände macht.“ Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, doch dann sah sie ihn neugierig an und sagte freundlich: „ Wenn sie so weit gereist sind, gehen sie sich doch erst einmal waschen, wenn sie fertig sind, werden sie neue Kleidung auf ihrem Bett finden.“

So geschah es auch. Ikamasa wusch sich, ging danach auf sein Zimmer, fand neue Kleidung vor, zog diese an und ging zurück in die Küche, wo Chitanda abermals saß und auf ihn wartete. Dieses Mal schien sie sehr viel zufriedener zu sein und verkündete Ikamasa, dass ein Fest veranstaltet werden sollte, da es äußerst selten vorkam, dass Besucher das Dorf fanden.

Ikamasa schloss sich Chitanda an und ging mit ihr auf den Dorfplatz, der im Mittelpunkt der Siedlung stand, und erkannte, dass dort schon ein kleines Feuer brannte. Die Sonne war inzwischen untergegangen und die einzige Lichtquelle stellte das flackernde Leuchten der brennenden Holzscheite dar. Nach einer kleinen Ansprache Yamadas wurde damit begonnen zu essen. Es gab dabei ausschließlich Speisen, die Ikamasa nie zuvor gesehen, geschweige denn gegessen hatte, so zum Beispiel Misosuppe, gedünstetes Walfleisch, Nabe und Tsukemono, während die Sättigungsbeilage bei allen Gerichten aus Reis bestand.

Als das Essen beendet war, bemerkte er, wie fast alle Blicke auf ihm ruhten, lediglich Chitanda erzählte kaum wahrnehmbar flüsternd mit Yamada. Ikamasa stand auf und wollte gerade etwas sagen, als ihm ein Mädchen entgegenlief, welches er auf ca. 10 Jahre schätzte, und ihn mit kindlich-hoher Stimme ansprach: „Hallo du, mein Name ist Suzu, wie ist deiner ? Ach ja, nebenbei, wo kommst du eigentlich her ? Du siehst nicht aus wie wir, ich meine: deine Haut ist so dunkel und vorhin habe ich gesehen, dass deine Ohren spitz sind. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Daraufhin hockte Ikamasa sich hin um ihr von Angesicht zu Angesicht zu antworten und verkündete, so dass es jeder verstehen konnte: „Mein Name ist Ikamasa und ich komme aus einem weit entfernten Land, welches Kazan genannt wird. Aufgrund dieser Tatsache sehe ich anders aus als ihr, aber ich nehme nicht an, dass das ein Problem darstellt, oder ?“
[Notiz am Rande: „Kazan“ bedeutet auf japanisch soviel wie „Vulkan“]
Suzu schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen, dass weder Fragen noch Probleme übrig wären, drehte sich um, lief ein paar Schritte in Richtung zweier Personen, die vermutlich ihre Eltern waren, hielt kurz inne, schaute noch einmal Ikamasa an und fragt ihn, wie lange er bleiben wolle, eine Frage, auf die Ikamasa keine wirkliche Antwort wusste, wer weiß schon, was Shuta geplant hat.
Als Suzu merkte, dass er keine Antwort hatte, sagte sie freundlich zu ihm: „Egal wie lange du hier bleiben möchtest, wir haben genug Platz und wir mögen neue Leute. Da du aus einem fernen Land kommst kannst du doch sicher gut Geschichten erzählen, oder ?“ Ikamasa war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte, nickte ihr aber freundlich zu, welches Suzu wohl als „Ja“ interpretierte, sich wieder den zwei Personen zu wand und zu ihnen lief.
Diese Stellten sich als Chihaya und Hikigaya vor, welche tatsächlich die Eltern des kleinen Mädchens waren. Es folgten Sugata, der Händler des Dorfes und Kagami, seine Frau.

Nachdem nun jeder jeden kannte und das Fest beendet war gingen alle in ihr Haus zurück um sich zur Ruhe zu legen.
Doch gerade als Ikamasa die hölzernen Treppen des Hauses erklimmen wollte, hielt ihn Chitanda auf und sprach ihn an: „Ich habe gehört, wie sie Suzu gesagt haben, dass sie aus einem Land namens Kazan kämen. Zufälligerweise studierte ich jedoch in der Stadt Geographie und weiß daher, dass es auf keinem Kontinent der Erde ein derartiges Land gibt. Wo kommen sie wirklich her ? Wir mögen Lügner nicht besonders, und da ich die Tochter des Ältesten bin wäre ich in der Lage sie noch heute des Dorfes zu verweisen.“ Da wusste Ikamasa, dass ihm keine andere Lösung blieb, als die Wahrheit zu sagen, auch auf die Gefahr hin, dass sie ihm nicht glauben würde, und es kam ihm eine Idee: Er entschuldigte sich kurz, ging in sein Zimmer, holte den versteckten Phaser und Tricorder, ging zurück zu Chitanda, zeigte ihr diese Gerätschaften, begann mit der Erklärung, indem er die ganze Geschichte erzählte, wobei er das Holoprogramm und den bevorstehenden Kriminalfall verschwieg, und bat sie schließlich den anderen nichts zu verraten. Obwohl sie ausgesprochen skeptisch aussah, schien sie ihm zu glauben und ließ ihn sein Zimmer betreten, damit er schlafen konnte, was er aufgrund der späten Uhrzeit schon nach einer relativ kurzen Meditation tat.

Er wachte von groben physischen Impulsen an seinem Körper auf, öffnete die Augen und das erste was er sah, war Chitanda, wie sie über ihn gebeugt, die Hände an seinen Schultern, das Gesicht einer klagenden Maske gleich, versuchte ihn aufzuwecken. Als Ikamasa fragend die Augenbraue hob schrie Chitanda ihn weinend an, sodass sowohl ihr Speichel, als auch Tränen auf seinem Gesicht landeten, und meinte dabei, vor schluchzen kaum zu verstehen : „Chihaya ! Chihaya ist..“ Sie schluchzte einmal laut „...sie ist tot ! Sie wurde heute morgen erstochen an der Küste vorgefunden ! Es muss Mord gewesen sein !“ Erneut liefen ihr Tränen über das Gesicht und sie brauchte einige Sekunden, bis sie weiter reden konnte: „Sie sagten doch, dass sie ein Sicherheitsoffizier wären, helfen sie mir und meinem Dorf den Mörder zu finden ! Tun sie es der Gerechtigkeit halber, tun sie es für mich, ich flehe sie an !“
Ab diesem Zeitpunkt wusste Ikamasa, dass es begonnen hatte.


Sicherheitslogbuch der Raumstation 257, leitender Sicherheitsoffizier Ikamasa, Sternzeit 86973.5, Nachtrag

Das Programm, welches der General mir befohlen hatte zu erledigen scheint nun erst richtig anzufangen. Nach einem Abend, an dem ich mich mit den Bewohnern des Dorfes Sorami bekanntmachen konnte ist nun ein Mordfall geschehen, den ich aufklären soll:
Eine Frau namens Chihaya ist gestorben. Sie hatte einen Mann, der Hikigaya genannt wurde und mit diesem ein Kind, dessen Name Suzu war.
Ich werde nun mit der weiteren Beweisaufnahme beginnen.



Als Ikamasa veranlasste, dass sich alle Menschen des Dorfes auf dem Dorfplatz versammeln sollten war es kurz nach acht, als sich alle endlich eingefunden hatten, war es ca. halb neun in der Frühe. Dort stand nun das ganze Dorf: Yamada, Chitanda, Suzu, Hikigaya, Sugata und Kagami. Nun begann er damit jeden einzelnen zu verhören, wobei er dabei mit dem Dorfältesten, Yamada, begann:

„Yamada, sie sind der Älteste hier, können sie etwas über die momentane Lage in diesem Dorf sagen ? Gibt es Streit zwischen einzelnen Personen oder Familien ?
Gibt es häufiger Verbrechen hier ? Gab es schon einmal einen Mord ?“
Das waren im ersten Moment relativ viele Fragen, die Ikamasa stellte, doch Yamada konnte relativ schnell auf die Fragen antworten. Nach seinen Ausführungen gab es in diesem Dorf keinen Streit und es wurde auch noch nie ein Verbrechen begangen. Somit hatte prinzipiell jeder die Möglichkeit Chihaya zu töten, ohne das es Hauptverdächtige gäbe.
Ikamasa fuhr mit seinen Fragen fort: „Wo waren sie, als die Tat passierte, also ungefähr zwischen 5 und 6 Uhr morgens ?“
Der Älteste war, laut eigenen Angaben. zu dieser Zeit im Bett. Zeugen gab es keine.

Ikamasa nahm sich vor, dass er Kagami zunächst verhören sollte.
Diese hatte jedoch Tränen in den Augen, scheinbar nahm sie der Tot Chihayas sehr mit, und konnte daher keine klaren Aussagen treffen. Ikamasa seinerseits konnte aus Zeitmangel darauf jedoch in diesem Moment keine Rücksicht nehmen, er musste sie befragen:
Er sprach mit der selben ruhigen Stimme wie immer als er bemerkte, dass sie Tränen in den Augen hätte und sie Chihaya wohl recht nahe stehen würde. Sie nickte bloß, unfähig zu sprechen. Ikamasa hatte den Eindruck, dass ein Gespräch unter diesen Umständen unmöglich war und sagte ihr, dass sie nicken solle, wenn etwas wahr ist und den Kopf schütteln, wenn etwas nicht stimmt. Sie nickte diesen Vorschlag ab.
„War Chihaya ihre Freundin ?“ Ein Nicken folgte.
„War Chihaya auch eine Freundin ihres Mannes ?“ Ein weiteres Nicken.
„Wurde sie bedroht ?“ Kagami schüttelte den Kopf.
„Hatte sie Feinde ?“ Kagami überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf und rieb sich ein weiteres Mal die Tränen aus den Augen.
„Waren sie zwischen 5 und 6 Uhr morgens außerhalb des Hauses ?“ sie schüttelte den Kopf.
„Kann das jemand bestätigen ?“ Sie nickte noch einmal und brachte gerade so das Wort „Mann“ heraus.
Nun beendete Ikamasa das Gespräch, um sich die nächste Person anzuhören.
Von Kagami würde er keine weiteren Informationen zu erwarten haben.

Das nächste Gespräch wurde mit Hikigaya, dem Mann der Verstorbenen, welcher groß und kräftig gebaut war, geführt:

Ikamasa begann das Gespräch mit einer Feststellung: „Sie sind der Mann von der Toten, dennoch sehen sie nicht sonderlich traurig aus, kann es sein, dass...“ Hikigaya fiel ihm energisch ins Wort: „Natürlich bin ich traurig, ich kann es bloß nicht so zeigen, wollen sie mir etwa vorwerfen meine eigene Frau getötet zu haben ?! Das ist doch eine Frechheit ! Sie sehen auch nicht sonderlich bewegt von den Vorfällen aus, haben sie sie ermordet ?! Waren sie das Schwein, das für ihren Tot verantwortlich ist ? Haben sie ein Alibi ?! Das Fragen sie doch alle Personen hier, wie steht es mit ihnen ?“
Ikamasa machte so ruhig wie immer weiter: „Ich habe ein Alibi, ja ich schlief in meinem Zimmer im 2. Stock und wenn ich draußen gewesen wäre hätte ich die Holztreppen heruntersteigen müssen, was Chitanda, meine Gastgeberin, sicherlich bemerkt hätte, meinen sie nicht auch ?“
Ein weiterer Wutanfall Hikigayas folgte: „Sie ? Sie übernachten in Chitandas Haus ? Was wollen sie damit bezwecken ? Wollen sie sie heiraten und der neue Anführer des Dorfes werden ? Das wird niemals funktionieren ! Wir mögen keine Mörder, ich genauso wenig wie Chitanda, sie wird sie niemals lieben ! Verziehen sie sich besser wieder dahin, wo sie herkamen: Zurück nach Kazan mit ihnen! Ich wusste doch, dass jemand wie sie hier fehl am Platze sind. Es war ja zu erwarten, dass ein Ausländer nichts als Ärger macht und in unserem Dorf Unruhe stiftet, während er noch in unseren Angelegenheiten herumschnüffelt ! Sie haben sie getötet oder andere gegen sie aufgehetzt ! Sie sind an allem Schuld, ich werde dem Ältesten berichten, wenn sie nicht bald gehen ! Ich gebe ihnen zwei Tage und keine Sekunde länger.“
„Ich hatte zu keiner Zeit vor Chitanda zu heiraten oder das Dorf unter meinen Besitz zu bringen“ lehnte Ikamasa alles ab „des weiteren werde ich nicht gehen, bis ich diesen Vorfall geklärt habe, da ich es Chitanda versprochen habe. Könnte ich nun endlich ihr Alibi hören ? Wo waren sie zwischen 5 und 6 Uhr morgens ?“
Laut, wütend und schon während des Gehens sagte er :“Ich war zuhause in meinem Bett im 1. Stock unseres Hauses. Meine Tochter Suzu schlief eine Etage weiter oben.“
Nach dieser Befragung wusste Ikamasa, dass der General diese Person einfließen lassen hat, damit er unter Zeitdruck arbeiten muss und wahr fest davon überzeugt, dass er diesen Fall innerhalb der zwei Tage lösen würde.

Als nächstes war Chitanda an der Reihe.

Sie schien sich wieder beruhigt zu haben und hatte sich frischgemacht, sodass sie hübsch wie eh und je war, dennoch: für Ikamasa war sie eine Person und Verdächtige, wie jede andere auch, weshalb er ohne große Umschweife mit der Befragung begann:
„Ich lese aus ihren Emotionen als sie mich an diesem Morgen weckten, dass Chihaya eine Freundin von ihnen gewesen war, ist das richtig ?“ Sie nickte und fügte hinzu: „Eine wichtige Freundin, ich hoffe, dass sie den Täter finden können, bevor er verschwindet.“
Diesmal war es an Ikamasa zu nicken und fuhr fort: „Sie wissen, dass ich noch einige andere Fragen stellen muss, oder ? Also, wie standen sie zu Chihayas Mann ?“ Nach einer kurzen Pause antwortete sie: „Ich mag ihn nicht besonders, aber scheinbar mag er mich, weshalb ich mich manchmal von ihm belästigt fühle. Dennoch: er meint es gut, nehme ich an, und ist an sich ein netter, wenn auch etwas aufdringlicher, Kerl.“
Eine weitere Frage Ikamasas folgte, um genau zu sein war es die Frage nach dem Alibi, die Chitanda mit dem schlafenden Zustand abwinkte mit dem kleinen Einwurf, dass er schließlich im selben Haus war. Das sah Ikamasa ein und strich Chitanda schon recht frühzeitig von der Liste der Verdächtigen.

Bei Kagamis Mann, Sugata, beschränkte er sich lediglich auf die Frage nach dem Alibi, der unabhängig von seiner Frau das gleiche angab, womit es glaubwürdig erschien.

Du nun jeder, mit Ausnahme Suzus, befragt wurde, auf deren Aussage Ikamasa für den Moment verzichten konnte, da er sie ohnehin noch nicht für ansprechbar hielt, machte er nun einige Test mit ihnen:

Er schaute sich ein weiteres mal um und ließ die Bewohner des Dorfes Gruppen bilden: Zuerst bildete er zwei Lager, wovon das eine ein Alibi hatte und das andere keines. Somit fielen sowohl Kagami, als auch Sugata aus dem Kreis der Verdächtigen, da diese unabhängig voneinander das gleiche Alibi angaben.
Übrig blieben noch Yamada, der Dorfälteste, und Hikigaya, der Mann Chihayas.
Suzu wurde nirgends eingeordnet, da sie zwar kein direktes Alibi hatte, aber als Mörderin mit ihrem jungen Alter und dem schwachen Körperbau nicht in Frage kam.

Als nächstes gab er bekannt, dass sich die Bewohner in eine Reihe aufstellen sollten, so wie sie es für richtig hielten. Es bildete sich eine Reihe, die von links nach rechts wie folgt aussah: Kagami, Sugata, Yamada, Suzu, Chitanda und schließlich Hikigaya.
Diesen Versuch wiederholte Ikamasa einige Male und konnte beobachten, wie Hikigaya immer bestrebt war möglichst nahe bei Chitanda zu stehen, während sie die anderen Personen tauschten, wie es ihnen gerade in den Sinn kam.

Ein weiteres kleines Spiel gab vor, dass sich alle in einen Kreis zu stellen und einer nach dem anderen in den Mittelpunkt dieser Figur gehen sollten, während die verbleibenden Personen außen die Aufgabe hatten, den in der Mitte zu beleidigen, aber nur indem sie Wahrheiten sagten. Dieses Spiel wurde von keinem der Dörfler ernst genommen, weshalb sie alle Beleidigungen auf sich sitzen ließen oder mitlachen mussten. So wurde jeder nach dem anderen spaßeshalber gedemütigt, die einzige Ausnahme stellte da Hikigaya dar, bei welchem die anderen scheinbar Angst hatten etwas zu sagen.

Als nächstes ließ Ikamasa Gruppen bilden, wer mit wem unter einem Dach lebt. So entstanden 4 Lager: Ein Grüppchen bildeten Hikigaya und Suzu, ein weiteres Kagami und Sugata. Alleine standen Yamada und Chitanda, neben die sich jedoch Ikamasa stellte, da er in dieser Nacht bei ihr war. Doch da fiel ihm etwas auf: Es gab 4 Familien hier, doch insgesamt 5 Häuser ! Er fragte Yamada, was mit diesem fünften, letzten Haus sei, der darauf antwortete, dass es einem Fischer namens Tomoki gehöre, der sowohl zur Zeit des Festes, als auch jetzt draußen auf dem Meer war, um Fische zu fangen und allein lebte. Nach der Frage, ob dieser Fischer wirklich momentan auf dem Meer sei, meinte Yamada, dass er das nie so genau wüsste. Das einzige was ihm bekannt war, war, dass in letzter Zeit weniger Fisch gefangen worden wäre und dieser auch nicht in der besten Qualität das Dorf erreichte, so als ob Tomoki nur einige Fische fangen würde und die frischen mit älteren aus Läden der Stadt mischen würde.


Sicherheitslogbuch der Raumstation 257, leitender Sicherheitsoffizier Ikamasa, Sternzeit 86973.6, Nachtrag

Nachdem ich nun alle Personen mit Ausnahme vom Fischer Tomoki und Suzu befragt habe ergibt sich schon ein relativ deutliches Bild. Die einzigen Personen, die die Tat begangen haben können sind Yamada, Tomoki und Hikigaya, wobei letzterer ein noch nicht überprüftes Alibi in Form seiner Tochter hat. Ich sollte nun dazu übergehen zum einen den Fischer zu befragen, falls ich ihn einmal sehe und zum anderen nach Motiven für die Tat zu suchen.


Nach einem kurzem Mittag in der kunstvoll geschmückten Küche mit Chitanda ging Ikamasa zur kleinen Anlegestelle, wo er ein Fischerboot bemerkte, was nur heißen konnte, dass Tomoki nicht oder nicht mehr auf dem Meer war. Er ging also zu seinem Haus, klopfte an und wartete einige Minuten. Nichts tat sich darin. Er klopfte noch einmal. Dieses mal etwas lauter, plötzlich ertönte ein Poltern, als wäre jemand aus dem Bett gefallen. Es vergingen wieder einige Minuten und Ikamasa wollte abermals zum Klopfen ansetzten, als die Tür geöffnet wurde und ein Mann mittleren Alters, mit kurzen, schwarzen Haaren, einem Dreitagesbart und Zigarette im Mundwinkel in der Tür erschien, der aussah, als ob er gerade aufgestanden wäre.

Ikamasa begann auch hier mit der Befragung:

„Sie müssen Tomoki sein, der Fischer dieses Dorfes, wir haben uns noch nicht gesehen, mein Name lautet Ikamasa und meine Aufgabe ist es den Mord an Chihaya aufzuklären, von dem sie sicherlich schon gehört haben. Hätten sie Zeit für ein paar Fragen ?“
Tomoki nickte nur, scheinbar war er wirklich noch recht müde, dennoch hatte er genug anstand den Sicherheitsoffizier hereinzubitten.
Im inneren des Hauses knieten sie sich an einen niedrigen Tisch in einem kleinen Raum, der mit Papierwänden begrenzt wurde und von dessen Decke allerlei Fische und Netze herunterhingen. Auch konnte Ikamasa in einer Ecke einen kleinen Schrein entdecken, auf dem ein Photo von einer Frau, eine Schale aus Messing und einige Duftstäbchen standen. Tomoki bot etwas Tee an, welchen Ikamasa dankend annahm, es war zwar kein bajoranischer Deka-Tee, welches seine Lieblingssorte darstellte, aber Grüner Tee mit Zitronengras schmeckte ihm auch sehr.
Er nahm einen Schluck und begann das Gespräch:
„Also Tomoki, sie sind Fischer, wie beißen die Fische in letzter Zeit ?“
Tomoki zog eine Grimasse und antwortete: „In letzter Zeit beißen sie relativ schlecht, auf diese Weise kann ich den Bedarf an Fisch für Sorami kaum decken, weshalb ich seit neuster Zeit auch zu meinem Fang etwas kaufen muss.“
Ikamasa fuhr fort: „Ich verstehe. Wenn ich das so fragen darf, wem ist der Schrein dort in der Ecke des Raumes gewidmet ?“ Tomoki blickte sich kurz um und sagte dann, dass es der Schrein zur Ehrung seiner Toten Frau Fumika sei, die vor einigen Jahren in Folge eines Taifuns gestorben ist.
Ikamasa fragte nach der Beziehung zwischen dem Fischer und der Verstorbenen, in deren Zusammenhang er meinte, dass er sich nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hätte und kaum noch mit den anderen Bewohnern der Gebietskörperschaft sprechen würde, weshalb die Bevölkerung ihn für verrückt und/oder gefährlich hält.
Ikamasa brachte außerdem in Erfahrung, dass Tomoki ungefähr 4 Uhr Nachts vom Fischen nach Hause gekommen wäre und sich, so seine eigene Aussage, noch einige Minuten, die er selbst auf 5-10 schätzen würde, um Fumikas Schrein gekümmert hätte.

Somit hatte auch Tomoki kein Alibi, doch genau sowenig ein Motiv wie Yamada. Die beiden blieben Verdächtige, doch Hikigaya war derjenige, auf den man am ehesten ein Auge haben musste, er litt an Gefühls- und Wutausbrüchen und liebte scheinbar Chitanda, obwohl er schon eine Frau hatte, was ein gutes Motiv abgeben würde, wenn man bedenkt, dass man erst eine Frau loswerden muss, um eine andere zu bekommen. Doch dieser Verdacht war noch immer unbewiesen, auch wenn er nur ein schwammiges Alibi und ein Motiv hatte. Um das zu ändern ging Ikamasa nun zu Suzu, dem Kind Chihayas, um auch dieses noch zu befragen, wobei er sich bei ihr äußerst kurz hielt:

„Hast du gestern Nacht etwas gehört ?“ Suzu sagte nichts, sie war scheinbar noch immer in einem Schockzustand. zwei weitere Fragen Ikamasas folgten und zwei mal gab es das selbe Ergebnis. Da beschloss er die Sache etwas abzukürzen, schließlich war er unter Zeitdruck. Er ging mit ihr an die Küste, wo niemand war, hockte sich vor ihr hin, streckte die Hand aus, berührte die Druckpunkte an ihrem Kopf und sagte mit einschläfernder Stimme: „Mein Geist zu deinem Geist.“ Nun war er im Kopf des Mädchens und durchsuchte die Erinnerungen. Er sah den Taifun, von dem Tomoki gesprochen hatte und ging weiter, bis zu der Stelle, wo sie ihn ansprach. Es war ein seltsamer Moment, als er gleichzeitig der Fragende und der Antwortende war. Er ging noch ein Stück nach vorne und fand sich im Bett der zweiten Etage des Hauses von Hikigaya, Chihaya und Suzu wieder.

Er hörte mit den Ohren des Mädchens, wie sich zwei Personen stritten, unverkennbar Chihaya und Hikigaya, Man hörte wie eine Person schnell die Treppe herunterlief und dabei leise schluchzte, danach das Haus verließ und die Tür hinter ihr zufiel. Einige Minuten später folgte eine zweite Person mit schweren, langsamen Schritten, wahrscheinlich Hikigaya. Auch er ging die Treppen herab und ging aus dem Haus, somit war das Haus bis auf Suzu selbst leer, sowohl Chihaya, als auch Hikigaya waren außerhalb des Hauses. Ikamasa merkte, wie er, mit dem Körper eines schmächtigen, zehnjährigen Mädchens aufstand, zum Fenster ging und sah, wie ein Mann, der trotz der Lichtverhältnisse eindeutig als Hikigaya zu identifizieren war, eine Frau, die Chihaya sein musste von hinten mit einem Dolch erstach. Hier endeten die Erinnerungen und Ikamasa fand sich am Strand in seinem eigenen Körper wieder.


Sicherheitslogbuch der Raumstation 257, leitender Sicherheitsoffizier Ikamasa, Sternzeit 86973.9, Nachtrag.

Ich weiß nun wer der Täter ist: Es ist Hikigaya, der Mann Chihayas.
Er hat kein Alibi, dafür aber ein gutes Motiv, er findet gefallen, an meiner Gastgeberin Chitanda, wodurch seine eigene Frau ihm nur im Weg gestanden haben dürfte, weshalb diese beseitigt werden musste.
Des weiteren habe ich den Mord in den Erinnerungen Suzus beobachten können, aber das werde ich den Bewohnern Soramis nicht sagen können.
Ich frage mich nur, ob es ein Mord aus Liebe oder Gier gewesen ist, dann eine Sache ist klar: Wer Chitanda heiratet wird nach dem Tot Yamadas das Dorf übernehmen.



Einige Stunden später ließ Ikamasa erneut alle Personen auf dem Dorfplatz versammeln, einschließlich Tomoki, dem Fischer.
Er konfrontierte das Dorf mit der Nachricht, dass Hikigaya der Mörder sei, welcher daraufhin aus dem Dorf verbannt wurde und in den Bergen leben musste.
Yamada schien über diese Tatsache sehr traurig zu sein und meinte nur leise zu Ikamasa: „Wenn das so weitergeht, wird unser Dorf nicht mehr lange existieren. Wir haben nur noch zwei Männer, mich ausgeschlossen und 2 Frauen, wovon eine vergeben ist, während einer der Männer diesen Zustand teilt und der andere in seinem Haus sitzt und für sich alleine lebt.“ Ein tiefes Seufzen folgte „Aber wenn es von den Göttern so gewollt ist, kann man wohl nichts daran ändern. Wenn ich ehrlich bin, habe ich eigentlich gehofft, dass sie meine Tochter heiraten. Ich frage mich nur, was wir mit Suzu machen, schließlich hat sie nun weder Mutter noch Vater. Ich glaube, dass ich Kagami und Sugata darum bitten werde sich um sie zu kümmern. Das wird das beste sein. Nun gut, genug mit den Volksreden, ich sehe ihnen an, dass sie wieder aufbrechen müssen. Trotzdem danke für die Hilfe, sie sind hier jederzeit wieder willkommen, und wer weiß, vielleicht werden sie ja doch eines Tages hier leben. Das würde ich mir wünschen. Ihnen wünsche ich jedoch für das Erste, dass sie noch eine gute Weiterreise haben sollen.“ Ikamasa seinerseits wünschte dem Ältesten ein Langes Leben und Frieden, ging danach in sein Zimmer, holte sich seine Uniform, den Phaser und den Tricorder zurück, ging aus dem Haus und wollte gerade das Dorf Sorami verlassen, als Chitanda zu ihm kam, die Haare hochgesteckt, gekleidet in einen Kimono und geschminkt. So schön hatte Ikamasa nie zuvor gesehen und er war so überrascht, dass er ihr ein Stück entgegen ging. Als sie sich erreichten übergab Chitanda ihm ein Bento und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, mit dem Ikamasa nicht gerechnet hatte. Sie flüsterte ihm noch ins Ohr: „Danke für alles, komm bald mal wieder. Ich warte in freudiger Aufregung auf dich. Das hier kann deine Heimat werden, nutze die Chance.“ Im ersten Moment war Ikamasa vollkommen verwirrt, konnte sich jedoch darauf zurückbesinnen, dass alles nur holographisch war. Demzufolge nickte er ihr nur kurz zu, sagte, dass er sich die Sache durch den Kopf gehen lassen würde, verließ das Dorf, ging einige Meter und verließ schlussendlich das Holoprogramm.

Kaum war er wieder auf Sternbasis 257 dachte er sich : „Es war nur logisch, dass das ganze mit solch einer Szene endet. Schließlich wurde dieses Programm vom General erstellt.“


Sicherheitslogbuch der Raumstation 257, leitender Sicherheitsoffizier Ikamasa, Sternzeit 86974.0, Nachtrag

Nachdem ich diesen fiktiven Fall erfolgreich abschließen konnte, kann ich mich wieder anderen Aufgaben widmen. Ich werde nun dem Brigadegeneral Ihoor Shuta Bericht erstatten.
Post Reply